"Geschichte Irans" von Monika Gronke

Ein anschaulicher und allgemeinverständlicher Überblick über die Geschichte Irans von der Islamisierung im 7. Jahrhundert bis zur Gegenwart ist im Verlag C.H. Beck erschienen. Eine Buchempfehlung von Peter Philipp

​​Der Streit zwischen Reformern und Konservativen, der sich im Iran im Vorfeld der Parlamentswahlen verschärft, ist keineswegs ein neues Phänomen: Schon zur Zeit des Schahs hat es immer wieder Machtproben gegeben zwischen der weltlichen Macht, die den Iran in die Moderne transportieren wollte, und der Geistlichkeit, die in solch einer Politik einen Widerspruch zur religiösen Lehre erblickte und die sich allzu forschen Modernisierungsversuchen widersetzte. Und auch unter dem Schah gab es bereits die Institution eines Rates von Religionsgelehrten, die neue Gesetze darauf zu untersuchen hatten, ob sie mit dem Islam konform gehen. So ist denn manches, was Außenstehenden am heutigen Iran-Bild merkwürdig und unverständlich erscheint, eigentlich tief in der Geschichte und Tradition des Iran verwurzelt.

Faszinierender Einblick - kurz und knapp

Um die Gegenwart dieses zweifellos wichtigsten Landes der Region besser zu verstehen, sei deswegen das neue Bändchen in der Reihe ”Wissen” des Münchner C.H. Beck Verlages empfohlen. ”Geschichte Irans - von der Islamisierung bis zur Gegenwart”. Die Kölner Iranistin Monika Gronke schlägt diesen großen Bogen von der arabischen Eroberung der Region im 7. Jahrhundert bis zur Neuzeit unter Präsident Khatami in beeindruckender Weise: Auf nur 117 Seiten wird dem Leser ein faszinierender Einblick in die reiche und oftmals sicher auch verwirrende Geschichte des Iran vermittelt. Wobei Kürze und Knappheit sich nicht als Manko auswirken, sondern eher Appetit machen auf weitere Vertiefung.

Aber auch für sich gesehen, ist das Buch ein wertvolles Hilfsmittel, mehr und besser zu verstehen, was sich vor welchem Hintergrund im Iran abspielt. So wird der Ursprung der Schia erklärt - des Zweiges des Islam, der im Iran vorherrschend ist. Ebenso erfährt man über das Schicksal vorislamischer Traditionen, die in der Vergangenheit oft viel großzügiger geduldet wurden als in der modernen ”Islamischen Republik”, und das Buch gewährt auch einen Einblick in die Anfänge der neupersischen Literatur - die weit über das geografische Gebiet des heutigen Iran hinaus gepflegt wurde.

Bindeglied zwischen Europa und Fernost

Natürlich werden auch die verschiedenen Staats- und Herrschaftsformen beschrieben, die das Land erlebt hat und die deutlich widerspiegeln, welche Bedeutung die Region immer schon hatte, weil sie das wichtigste Bindeglied war und ist zwischen Europa und dem Fernen Osten. Das Land der Seidenstraße, das Land, das Mongolen anlockte, Türken, Briten und Russen - um nur einige zu nennen.

Und immer wieder spielt die Religion eine Rolle. Wer also denkt, erst Khomeini habe sie 1979 in den Vordergrund gerückt, muss sein Iran-Bild revidieren. Aber wer den Iran leichtfertig in dieselbe Kategorie einzuordnen versucht wie arabisch-muslimische Staaten, der wird auch eines Besseren belehrt: Der Iran ist aus vielerlei Gründen ein Sonderfall. Wer dies besser verstehen will, dem sei das vorliegende Buch empfohlen.

Peter Philipp

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004

Monika Gronke
Geschichte Irans
C.H. Beck, 2003
ISBN 3-406-48021-7
7.90 EUR

Eine Leseprobe finden Sie auf der Website des Beck-Verlags