"Bücher für den Irak"

Die Initiative "Bücher für den Irak" will beim Wiederaufbau der Germanistikbibliothek der Universität Bagdad helfen. Stefan Winkler berichtet über den Besuch irakischer Wissenschaftler, die in Deutschland für das Projekt warben.

Die Initiative "Bücher für den Irak" will beim Wiederaufbau der völlig ausgebrannten Germanistikbibliothek der Universität Bagdad helfen. Stefan Winkler begleitete eine Gruppe von irakischen Gästen, die in Deutschland u.a. Bibliotheken und Verlage besuchten.

Ausgebrannte Nationalbibliothek in Bagdad, Foto: AP
Nationalbibliothek Bagdad

​​Der Präsident der Al-Mustansiriya-Universität, drei Professoren der Universität Bagdad, die Leiterin eines deutschen Sprachinstituts, der Leiter des Handschrifteninstituts und ein Verleger: sie alle informierten sich im Oktober auf Einladung des Goethe-Instituts in Gesprächen mit Vertretern der Frankfurter Buchmesse, dem Goethe-Institut, von Verlagen, Bibliotheken, Universitäten und dem DAAD über neue Entwicklungen des Bibliotheks- und Verlagswesen und der Universitätsszene.

Das intensive Programm fand im Rahmen der Initiative "Bücher für den Irak" statt, die gemeinsam vom Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut und der Frankfurter Buchmesse ins Leben gerufen worden war.

Germanistikbibliothek ausgebrannt

Die Situation der Bibliotheken im Irak ist verheerend, und der Unterrichtsbetrieb dadurch lahm gelegt. Seiner Verantwortung bewusst, möchte Deutschland die zerstörte germanistische Bibliothek der Universität Bagdad wieder aufbauen. Sehr bewegt nahm Prof. Dr. Fuad Mohammed, Leiter der Deutschabteilung, die Nachricht entgegen, dass sich Deutschland mit einer Spende von 10 000 Bänden beim Wiederaufbau der Germanistikbibliothek beteiligen werde. Diese ist völlig ausgebrannt, selbst die Handapparate der Dozenten wurden vernichtet. Die Spendenaktion soll bis zum nächsten Frühjahr laufen. Weitere Initiativen werden folgen, auch die DAVO (Deutsche Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient) und der WUS (World University Service) möchten sich engagieren; Prof. Fuat Sezgin vom Institut zur Geschichte der arabisch-islamischen Wissenschaften hat ebenfalls eine Bücherspende versprochen.

Den Auftakt der Reise bildete der Besuch der Frankfurter Buchmesse, die die Gäste durch ihre Größe und Organisation beeindruckte. Sie nahmen an Informationsveranstaltungen und einer Pressekonferenz teil, auf der sie zur Situation der irakischen Bibliotheken und Verlage sprachen. Empfänge bei den Verlagen C.H. Beck und K.G. Saur standen auf dem Programm. Auch die Deutsche Bibliothek Frankfurt und die Bayrische Staatsbibliothek imponierten durch ihre modernen technischen Möglichkeiten. Usama Al-Naqshabandi erhofft für sein Handschrifteninstitut Hilfe: die Handschriften wurden teilweise beschädigt und die Restaurierungsabteilung wurde zerstört. Fortbildungsmaßnahmen für Restauratoren seien dringend erforderlich.

Das Land braucht neue Bücher

Das Goethe-Institut informierte über sein Übersetzungsförderungsprogramm.
Schnelle und unbürokratische Hilfe ist vonnöten: der Präsident der Mustansiriya-Universität Prof. Taher Al-Bakaa, verglich die Situation der Universitäten im Irak mit einem Kranken, der dringend eine Blutspende benötige. Auch der Verleger Ibrahim Al-Rajab aus dem traditionsreichen Verlag Dar Al-Muthanna kehrt mit neuen Eindrücken nach Bagdad zurück. Sein Fazit: „Wir brauchen neue Themen und neue Bücher im Land."

Stefan Winkler

© Qantara.de 2003

Bis März 2004 sollen mindestens 10.000 Bücher in Deutschland gesammelt und nach Bagdad gebracht werden. Gegenwärtig werden Listen erstellt mit den Titeln jener Bücher, welche die germanistische Fakultät am dringendsten benötigt. Neben einem Aufruf an die Verlage, deutschsprachige Publikationen für die Unterstützungsaktion zur Verfügung zu stellen, wird auch um Geldspenden zum Ankauf von weiterer Fachliteratur für die Universität Bagdad gebeten.

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