Karrieresprung in den Irak

Orientliebhaber und Karrierediplomat - Bernd Erbel wird neuer Botschafter im Irak und erster offizieller Vertreter Deutschlands seit dem Fall Saddam Husseins. Ein Portrait von Fares Youwakim

Bernd Erbel, der neue deutsche Botschafter im Irak, Foto: AP
Bernd Erbel, der neue deutsche Botschafter im Irak

​​Der letzte "richtige" deutsche Botschafter hatte den Irak bereits im Zusammenhang mit dem Golfkrieg 1991 verlassen. Anschließend wurde die Vertretung mit irakischem Personal besetzt. Seit 1996 wurde sie sporadisch von einem Mitarbeiter der Botschaft in der jordanischen Hauptstadt Amman besucht.

Seit 1999 war ein Geschäftsträger und auch wieder deutsches Personal in Bagdad, doch wegen des Irak-Kriegs wurden die Deutschen später abgezogen. Mit Bernd Erbel gibt es jetzt wieder einen "richtigen" deutschen Botschafter in Bagdad. Er ist 56 Jahre alt, stammt aus der kleinen Gemeinde Simmern im Hunsrück und ist ein versierter Arabien-Kenner.

Orient-Kenner

Bernd Erbel kennt die arabische Welt bestens - aus eigener Anschauung. Bereits seit seiner Kindheit fasziniert ihn der Orient. Schon mit 16 Jahren, als er noch Schüler in Karlsruhe war, bereiste er zum ersten Mal ein arabisches Land: Ägypten.

Erbel studierte in München Jura und Orientalistik und spricht sehr gut Arabisch. Nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen begann er im April 1975 seine Laufbahn im diplomatischen Dienst - als Attaché im Auswärtigen Amt in Bonn.

Zwei Jahre später trat er seinen ersten Auslandsposten in der deutschen Botschaft in Beirut an. Dort lernte er seine heutige Frau May Abi Rizk kennen. Mit ihr hat er zwei Söhne und eine Tochter - auch sie sprechen fließend Arabisch.

Auch die später folgenden Auslandsposten führten Erbel in die arabische Welt: Zunächst wurde er Ständiger Vertreter der deutschen Botschaft in Sanaa (Jemen), danach wirkte er als deutscher Diplomat in der saudischen Hauptstadt Riad sowie im ägyptischen Kairo. Zwischen den Auslandsaufenthalten arbeitete er einige Jahre im Nahost-Referat des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland in Bonn.

Erster deutscher Botschafter seit Husseins Sturz

Erbel ist der erste offizielle deutsche Vertreter in Bagdad seit dem Fall des Regimes von Saddam Hussein. Die deutsche Regierung hatte mit der Auswahl und Entsendung eines neuen Diplomaten bewusst bis zur offiziellen Machtübergabe an eine unabhängige Regierung im Irak gewartet.

Erbel hält sich schon seit Anfang Juni in Bagdad auf. Er wollte rechtzeitig alle notwendigen Vorbereitungen für seine neue Aufgabe und die Wiedereröffnung der deutschen Botschaft treffen.

Für Erbel ist der Posten in Bagdad ein Karrieresprung: Er bekleidet dort zum ersten Mal die Stellung eines vollwertigen Botschafters. Eine schwierige Aufgabe und eine große Herausforderung zugleich - auf der diplomatischen Ebene und erst recht bezüglich der Sicherheitslage. Für Erbel nichts Neues: Schon während seiner Zeit in Beirut sammelte er Erfahrungen in einem Bürgerkrieg.

In Bagdad liegen die Botschaft und seine Residenz im schönen Viertel Al Mansour, ausgestattet mit allen denkbaren Sicherheitsvorkehrungen. Soviel Abschottung ist im Moment leider noch lebensnotwendig.

Fares Youwakim

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004