Die Verwandlung des Christian L.

Christian war für Sabine Lappe ein Wunschkind. Doch aus dem geliebten Sohn wurde ein Terrorist, der für den IS in Syrien starb. Seine Mutter hat sich nun entschlossen, ihre und seine Lebensgeschichte zu erzählen. Von Esther Felden

Von Esther Felden

Eines Samstag morgens, im Jahr 2015, klingelte um Viertel vor sechs bei Sabine Lappe in Dortmund das Telefon. Sie war empört, erinnert sie sich. Wer um alles in der Welt ruft um diese Zeit an? Christian war dran, ihr Sohn, damals 27 Jahre alt. "Mama, wir sind in der Türkei", sagte er nur. "Wir warten auf den Transport nach Syrien."

Zusammen mit seiner Frau Yasmina hatte Christian sich in einer Nacht- und Nebelaktion abgesetzt, um sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" anzuschließen. Sabine Lappe flehte ihn an, umzukehren. Aber ihre Worte stießen auf taube Ohren. "Nein, wir kommen nicht zurück. Wir gehen dahin, wo Allahs Wort das Höchste ist, antwortete er mir."

Ein schmerzhaftes Gespräch

Sabine Lappe ist Anfang 50. Sie lebt alleine in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in der Ruhrgebietsmetropole Dortmund. Die Wände sind teilweise bunt gestrichen, Fotos von Christian sind im Wohnzimmer nicht zu sehen. Aber an der Wohnungstür hängt noch sein Kaftan. "Der bleibt auch da, immer", sagt sie mit entschlossener Stimme.

Die Wohnung ist ihr Rückzugsraum, sie geht nur noch ungern nach draußen. Sie ist die Mutter eines Terroristen. Sie ist aber auch eine Mutter, die ihr Kind verloren hat. Selbst wenn keiner mit ihr um Christian trauert: "Ich liebe ihn. Aber von dem Christian, der er mal war, war am Ende nichts mehr übrig."

Sabine Lappe spricht schnell. Sie wirkt aufgekratzt und gibt zu, dass sie nervös ist wegen des Gesprächs mit der Deutschen Welle. Christians Geschichte ist in Teilen auch die Geschichte ihres eigenen Lebens. Über Stunden schildert sie sehr persönlich, wie sie seine Radikalisierung erlebt hat. Der polizeiliche Staatsschutz äußerte sich auf Anfrage der Deutschen Welle nicht zu Sabine Lappe. Aus datenschutzrechtlichen Gründen könne man dazu keine Aussagen machen, hieß es.

Sabine Lappe; Foto: E. Felden/DW
Das Grauen über den Terror des eigenen Sohnes: Sabine Lappe ist zerrissen zwischen der Liebe zu ihrem Kind und dem Entsetzen über das, was aus ihrem Sohn geworden ist und was er getan hat.

Frühe Schicksalsschläge

Christian war ein intelligentes Kind, wissbegierig, für jeden Quatsch zu haben, erzählt seine Mutter. Aber unbeschwert war seine Kindheit nicht. Er wuchs allein bei ihr auf. Später rutschte er ab, nahm Drogen. Sie stand zu ihm. Als Jugendlicher wurde Christian dann krank. Lange wusste niemand, woran er litt. "Er wurde einfach immer weniger. Er hat gegessen und nahm trotzdem weiter ab. Die Ärzte tippten auf Magersucht, vielleicht aus psychischen Gründen."

Mit Anfang 20 bekam Christian eines Nachts so starke Bauchschmerzen, dass Sabine Lappe den Rettungswagen rief. Noch in derselben Nacht wurde er notoperiert. Die Ärzte diagnostizierten die chronische Darmentzündung Morbus Crohn. 

"Zurück zu Allah"

Christian habe sich nach dem Aufwachen aus der Narkose ein Versprechen gegeben, erinnert sich Sabine Lappe. Er wollte Gott dafür danken, dass er eine zweite Chance bekommen hatte und weiterleben durfte. Mit dem Islam geschweige denn der ultrakonservativen Form des Salafismus hatte Christian bis dahin nichts zu tun. Seine Familie war katholisch – wenn auch nicht streng praktizierend.

Es sah zunächst so aus, als würde es bergauf gehen. Christian ging es nach mehreren Folge-Operationen gesundheitlich besser. Er wollte auf dem zweiten Bildungsweg seinen Realschulabschluss nachholen, dann das Abitur machen und Psychologie studieren. In der Schule lernte er junge Männer aus Marokko und der Türkei kennen, Muslime. Sie schwärmten vom Islam und steckten ihn mit ihrer Begeisterung an.

"Und dann kam er auf einmal nach Hause und sagte mir, dass er sich überlegt, zu konvertieren." Das war 2012. Sabine Lappe steckte zu diesem Zeitpunkt selbst in einer Krise. Ihr Lebenspartner war plötzlich verstorben, auch sie suchte nach einem neuen Sinn. Weil ihr Sohn endlich etwas gefunden zu haben schien, was ihn glücklich machte, begann auch sie, sich näher mit dem Islam zu befassen.

Ein halbes Jahr nach Christian konvertierte Sabine Lappe ebenfalls. Oder "kehrte zu Allah zurück", wie sie es selber ausdrückt. Sie sagt, der neue Glaube habe sie zu einem "ausgeglichenen Menschen" gemacht. Sie beschreibt sich als moderate Muslima.

Erste Meinungsverschiedenheiten

Wenn sie ihre Wohnung verlässt, bedeckt sie sich. "Aber das Gesicht bleibt frei, einen Niqab trage ich nicht. Ich fände das nicht passend hier, wir sind ja immer noch in Deutschland." An diesem Punkt aber fingen damals die Streitigkeiten mit Christian an, erinnert sie sich. "Er wurde schnell deutlich radikaler in seinen Ansichten." Dass seine Mutter auf einen deutschen Wochenmarkt ging, mit einem Verkäufer plauschte und ihm sogar die Hand gab, erzürnte ihn. "Mama, das darfst du nicht, das ist haram (verboten)", habe er sie ausgeschimpft.

Prozess gegen Abu Walaa vor dem Oberlandesgericht in Celle; Foto: picture-alliance/dpa
Teil der salafistischen Szene: Nach Darstellung seiner Mutter habe Christian Lappe viele Größen im salafistischen Umfeld sogar persönlich gekannt – darunter Abu Walaa, der als Nummer 1 des IS in Deutschland gilt und den Prediger Ibrahim Abu Nagie, den Begründer der mittlerweile verbotenen "Lies"-Aktion.

Das aber ließ sich Sabine Lappe nicht gefallen. "Ich gebe jedem die Hand, wenn ich denke, das gehört sich so. Einem Muslim natürlich nicht. Aber dem Herrn Müller, bei dem ich seit 15 Jahren die Tomaten kaufe, kann ich doch nicht auf einmal sagen: Tut mir leid, das geht nicht mehr, ich bin jetzt Muslima." 

Nach außen lief alles in geregelten Bahnen. 2013 machte Christian Lappe den Realschulabschluss. Er besuchte zu diesem Zeitpunkt bereits regelmäßig die Dortmunder Taqwa- und in die Abu Bakr-Moschee. Auch Sabine Lappe kam irgendwann mit. Sie wollte sich anschauen, wo ihr Sohn verkehrte und mit wem. "Anfangs war ich sehr beeindruckt", berichtet sie heute. "Man kommt da als Deutsche hin und fühlt sich auf einmal wie ein Star. Alle interessieren sich dafür, wie man zum Islam gefunden hat, und alle lieben einen."

Es gab aber auch schnell Punkte, die ihr gar nicht gefielen. "Ich habe gemerkt, dass viele der Frauen einfach nur nachplapperten, was ihre Männer ihnen vorgebetet hatten. Das habe ich offen hinterfragt. Ich habe gesagt: Lest den Koran doch selbst, gebt nicht nur wieder, was eure Männer sagen."

Worte, die nicht gut ankamen. Das bekam auch Christian zu spüren. "Er wurde von Glaubensbrüdern auf mich angesprochen. Sie sagten: 'Bring mal deine Mutter in die Spur. Die mischt uns die ganze Moschee auf'. Und er wies mich an, damit aufzuhören." Sorgen um Christian habe sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gemacht, sagt Sabine Lappe. "Ich dachte, er muss sich da jetzt ein bisschen beweisen als deutscher Moslem."

Kurz vor dem Abitur lernte Christian 2014 Yasmina kennen, seine spätere Frau. Eine Deutsch-Marokkanerin aus schwierigen familiären Verhältnisse, sagt Sabine Lappe. "Tatsächlich habe ich die beiden miteinander bekannt gemacht." Es war beim Freitagsgebet, als die damals knapp 17-jährige sie auf Christian ansprach, weil das Mädchen einen streng gläubigen Muslim heiraten wollte.

Ihr sei damals nicht klar gewesen, dass Yasmina den Vorsatz hatte, einen Mann zu finden, mit dem sie nach Syrien ausreisen konnte. Yasmina sei die treibende Kraft der weiteren Radikalisierung gewesen, ist Sabine Lappe überzeugt. "Christian war total verschossen in diese junge Frau, die ihn akzeptierte, wie er war. Mit seinen Akne-Narben, dem Morbus Crohn und den Krankenhausaufenthalten, die das immer wieder bedeutete."

Ein halbes Jahr später heirateten die beiden in einer Moschee in Frankfurt. Um den Jahreswechsel 2014/15 teilte Yasmina Sabine Lappe dann erstmals mit, dass sie und Christian gemeinsam "Hijra machen" und ausreisen wollten. "Ich habe das leider nicht für voll genommen, sie war doch noch ein halbes Kind."

Die Pläne werden konkret

Tatsächlich hatten Yasmina und Christian zu diesem Zeitpunkt offenbar schon längst damit begonnen, konkrete Vorbereitungen zu treffen. Die Ausreise hätten sie von Internet-Cafés aus geplant, nicht nur in Dortmund. "Niemand wäre so blöd, so etwas von der heimischen IP-Adresse aus zu machen."

IS-Kämpfer posieren im Frühjahr 2015 in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus; Foto: dpa/picture-alliance
Terror im Namen eines imaginierten Kalifats: IS-Kämpfer posieren im Frühjahr 2015 in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus: wenige Monate später reiste Christian aus Deutschland aus, um sich den Dschihadisten des Islamischen Staates anzuschließen.

Christian hätte damals bereits viele Größen der salafistischen Szene persönlich gekannt, erzählt Sabine Lappe: darunter den Prediger Ibrahim Abu Nagie, den Begründer der mittlerweile verbotenen "Lies"-Aktion, bei der deutsche Koran-Übersetzungen kostenlos in Innenstädten verteilt wurden. Und Abu Walaa, der als Nummer 1 des IS in Deutschland gilt.

Walaa wurde 2016 festgenommen, derzeit wird ihm der Prozess gemacht. Auch mit Anis Amri, der am 19. Dezember 2016 den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz verübte, sei ihr Sohn bekannt gewesen. Amri war im Juli 2015, wenige Wochen bevor Christian nach Syrien ging, unter falscher Identität als Flüchtling nach Deutschland eingereist.

Vor seiner Ausreise sei Christian bereits auf dem Radar des Staatsschutzes der Dortmunder Polizei gewesen, berichtet Sabine Lappe. Sie selbst werde bis heute observiert, fügt sie an. Schon mehrfach habe sie ihr Handy abgeben müssen. Sie ist nach eigenen Angaben viel im Internet unterwegs. Über Facebook steht sie in Kontakt mit Leuten, die zur salafistischen Szene gehören. Sie sagt, sie tue das, um nachträglich so viel wie möglich über Christian zu erfahren.

Reise zum IS

Nach Christians und Yasminas Ausreise im September 2015 hätten sie zeitweise mehrfach täglich miteinander telefoniert und Nachrichten über Whatsapp verschickt, erinnert sich Sabine Lappe. Dann wieder gab es wochenlang gar keinen Kontakt. Es war immer Christian, der sich meldete, unter wechselnden Nummern. Sie konnte ihn von sich aus nicht erreichen: "Er war in Rakka, in Idlib und in Abu Kamal. Und einmal auch im Irak."

Sie habe immer wieder versucht, ihn zur Umkehr zu überreden, sagt sie und senkt den Blick. "Aber so verrückt das klingen mag: Er war mit Leib und Seele dabei. Und dann kam dieses Video. Das war der Moment, als er mir richtig fremd wurde." Es war im September 2016, genau ein Jahr, nachdem Christian Deutschland verlassen hatte. Über die IS-nahe Online-Plattform "Furat Media" wurde ein Film veröffentlicht. Darin erzählt Christian, der sich mittlerweile Abu Issa al-Almani nennt, seine Geschichte.

Er berichtet darin von seiner Krankheit, den Sinnfragen und den Antworten, die er im Islam fand. Und er ruft offen zu Anschlägen in Europa auf.

Neben den Sequenzen, in denen er in die Kamera blickt und spricht, gibt es verstörende Bilder, auf denen die gefesselte Hand eines Mannes zu sehen ist – und ein sich senkendes Beil. Ob Christian es ist, der dem Mann die Hand abhackt, ist nicht zu erkennen. Aber er ist es, der dem Gefolterten im nächsten Bild einen Kuss auf den Kopf gibt.

IS-Kämpfer Christian Lappe; Foto: privat
Wie aus Christian der Dschihadist Abu Issa Al-Almani wurde: Der Frage, ob Christian auch Menschen getötet hat, weicht Sabine Lappe aus: "Ich sage es mal so: Er hat für Abu Bakr al-Baghdadi nicht nur die Kartoffeln geschält. Er stand voll hinter dem, was er tat. Und das macht es für mich so unendlich schwer. Christian wollte in die Geschichte eingehen und als deutscher Moslem für das Richtige sterben."

Schwangerschaftstest auf der Kalaschnikow

Für Sabine Lappe brach die Welt zusammen, als sie den Film sah: "Ich kann nicht verstehen, wie man so etwas machen kann. Das geht einfach nicht. Das steht auch nicht im Koran, in keiner einzigen Sure." Als sie ihm das in einem Telefonat sagte, beschimpfte er sie als Ungläubige. "Er warf mir vor, ich hätte meinen Glauben nicht richtig verstanden."

Mit dem Video schwand auch die letzte Hoffnung, dass Christian eines Tages reuevoll zurückkehren würde. "Er hätte 10 bis 15 Jahre Gefängnis gekriegt, klar." Absolut angemessen, findet sie. "Aber in der Zelle hätte ich ihn wenigstens besuchen können." Während des Interviews spricht Sabine Lappe immer von Christian, den Namen Abu Issa al-Almani benutzt sie in ihrer persönlichen Schilderung nicht. "Für mich ist und bleibt er Christian."

Der Frage, ob Christian Menschen getötet hat, weicht sie aus: "Ich sage es mal so: Er hat für (IS-Anführer) Al-Baghdadi nicht nur die Kartoffeln geschält. Er stand voll hinter dem, was er tat. Und das macht es für mich so unendlich schwer. Christian wollte in die Geschichte eingehen und als deutscher Moslem für das Richtige sterben."

Dann passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hätte. Eines Tages erhielt sie per Whatsapp ein Foto: ein strahlender Christian, daneben Schwiegertochter Yasmina, voll verschleiert. Danach ein zweites Bild – mit eindeutiger Botschaft: Eine Kalaschnikow ist darauf zu sehen: auf dem Magazin ein positiver Schwangerschaftstest.

Ihr sei regelrecht schlecht geworden bei dem Anblick, sagt Sabine Lappe: "Die beiden haben sich total gefreut und waren stolz. Die Aussicht darauf, Vater zu werden, machte Christian aber nur noch radikaler."

Tod im Wüstensand

Am 1. August 2017 telefonierte Sabine Lappe zum letzten Mal mit ihrem Sohn. "Er sagte, dass er wieder in den Kampf zieht und dass er mich liebt." Sie habe ein ganz schlechtes Gefühl gehabt, so etwas wie eine dunkle Vorahnung. Auch Christian habe es gespürt, ist sie überzeugt. Für Yasmina hatte er vorgesorgt. Für den Fall, dass ihm etwas passieren würde, sollte sie einen von ihm ausgewählten irakischen Kämpfer heiraten, alles war bereits besprochen.

Am 19. September dann kam der nächste Anruf aus dem Kalifat. Von ihrer Schwiegertochter: "Sie sagte stolz, Issa sei jetzt Shahid, ein Märtyrer. Er sei im Kampf für Allah gestorben." Ihre Stimme klingt jetzt bitter: "Nein, Christian ist nicht im Kampf für Allah gestorben, sondern im Kampf für Al-Baghdadi und seine Verbrecher." In den sozialen Medien tauchten schnell Fotos und Videos von Christians Leiche im Wüstensand östlich von Homs auf.

Sabine Lappe hat jetzt Tränen in den Augen, zum ersten und einzigen Mal. "In so einem Moment denkst du nicht mehr", sagt sie. Sie erzählt von der ersten Zeit nach der Todesnachricht, von der Trauer, dem Entsetzen, der Ohnmacht. Sie habe einfach nur noch funktioniert. Halt gibt ihr der Glaube. Der Islam, den sie anders interpretiert als Christian es getan hat. "Ich finde darin Frieden."

IS-Terrorist Lappe mit seiner ehemaligen Frau Yasmina; Foto: privat
Dieses Bild mag Sabine Lappe, aber nicht das Foto, das als nächstes kam: Darauf ist ein positiver Schwangerschaftstest zu sehen, platziert auf einem Sturmgewehr.

Der unerreichbare Enkel

Sabine Lappe ist einsam, sie hat fast niemanden mehr. Und sie beobachtet immer wieder, dass Menschen ihr angstvoll begegnen. Sobald sie wissen, wen sie vor sich haben. "Bist du die Mutter von DEM Christian Lappe?" Die Frage kennt sie schon. "Ja, ich BIN die Mutter von DEM Christian Lappe", antwortet sie dann. "Und von mir geht keine Gefahr aus. Ich trage keine Kalaschnikow unter meinen Gewändern, und ich hacke auch niemandem die Hände ab."

Die Mutter von... Das ist spätestens seit Christians Tod das Attribut, das an ihr haftet. In der Apotheke in ihrer Straße wird sie nicht bedient. "Als ich dort neulich ein Rezept einlösen wollte, hat man mich aufgefordert, wieder zu gehen. Man ist einfach überall 'der Arsch', die Mutter, die versagt hat. Oder gilt gleich selbst als Terroristin." In die alte Moschee-Gemeinde geht sie auch schon lange nicht mehr. Auch da sei sie unerwünscht, weil sie ein schlechtes Licht auf die Gemeinde werfen würde.

Ende 2017 kommt Christians Sohn im zerfallenen IS-Gebiet zur Welt. Am Geburtstag seines Vaters. Sabine Lappe zeigt Fotos, der Junge sieht ihm auf den Bildern sehr ähnlich. Yasmina ist jetzt mit dem irakischen Kämpfer verheiratet, den Christian für sie ausgesucht hatte. Manchmal vergehen Wochen zwischen zwei Lebenszeichen von ihr.

Nichts würde Sabine Lappe sich sehnlicher wünschen, als ihren Enkel einmal auf den Arm nehmen zu können. Aber sie glaubt nicht daran. "Ich habe bei Christian gespürt, dass ich ihn verlieren würde. Und den Kleinen werde ich auch verlieren."

Esther Felden

© Deutsche Welle 2018

Der Beitrag ist Teil der  DW-Serie "Die salafistische Gefahr"