Bundestagswahl 2021: Jüdische Organisationen warnen vor Wahl der AfD

Gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl warnen Dutzende jüdische Organisationen vor der Wahl der "Alternative für Deutschland". Die AfD sei eine "Gefahr für unser Land", heißt es etwa beim Zentralrat der Juden.

"Wählen Sie am 26. September 2021 eine zweifelsfrei demokratische Partei und helfen Sie mit, die AfD aus dem Deutschen Bundestag zu verbannen", heißt es in einer Erklärung des Zentralrats und Dutzender weiterer jüdischer Organisationen.

AfD verharmlost Nationalsozialismus

Die AfD sei eine Partei, in der "Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit ihren Nährboden finden". AfD-Politiker hätten die Vernichtung der Juden während des  Nationalsozialismus verharmlost, sie betrachteten Minderheiten als minderwertig und nähmen an Querdenker-Demos teil, wo Menschen "mit dem Tragen des sogenannten Gelben Sterns das erlittene Leid von Millionen Opfern der Schoa verhöhnen". Die Partei sei "eine Gefahr für unser Land".

m Wahlprogramm der AfD würden Juden und jüdisches Leben drei Mal erwähnt, aber nur im Kontext von muslimischer Bedrohung gegen Juden, "um den antimuslimischen Ressentiments der Partei Ausdruck zu verleihen". Für die Fraktionsvorsitzenden der AfD sei die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit Millionen getöteter Juden, Sinti und Roma, Homosexueller und politisch Verfolgter lediglich ein "Vogelschiss".  Diese Haltung verharmlose in unerträglicher Weise die Gräuel der Geschichte, kritisierten die jüdischen Organisationen.

World Jewish Congress unterstützt Aufruf

Die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch wies die Vorwürfe zurück. Mit Initiativen zum Verbot der Hisbollah, der Boykottbewegung BDS und zur Abschaffung der Kennzeichnung jüdischer Produkte aus dem Westjordanland habe "die AfD mehr für den Schutz jüdischen Lebens getan als jede andere Partei im Bundestag". Die Partei rechne deshalb bei jüdischen Wählern mit starkem Zuspruch. "Daran wird auch der vor der Wahl inszenierte Aufruf von Funktionären wenig ändern", erklärte von Storch, die Antisemitismusbeauftragte der AfD.

Zu den 60 Organisationen, die den Aufruf des Zentralrats unterstützt hatten, gehören viele Landesverbände jüdischer Gemeinden und internationale Organisationen wie der World Jewish Congress. nob/sti (DW; dpa, kna, epd)