Alaa al-Aswani über Ägypten als "Die Republik der Träumer"

Die Kultur des Schweigens durchbrechen: Bereits in seinem Bestseller-Roman "Der Jakubijân-Bau" geißelt Al-Aswani die Missstände der ägyptischen Gesellschaft: Darin beschreibt er den Mikrokosmos eines Kairoer Mietshauses, für dessen Bewohner Gewalt, Korruption, eine bigotte Sexualmoral und die brutale Klassengesellschaft Ägyptens zum Alltag gehören.
Die Kultur des Schweigens durchbrechen: Bereits in seinem Bestseller-Roman "Der Jakubijân-Bau" geißelt Al-Aswani die Missstände der ägyptischen Gesellschaft: Darin beschreibt er den Mikrokosmos eines Kairoer Mietshauses, für dessen Bewohner Gewalt, Korruption, eine bigotte Sexualmoral und die brutale Klassengesellschaft Ägyptens zum Alltag gehören.

Vor zehn Jahren träumen die Ägypter von Veränderung, sie gehen gegen Präsident Mubarak auf die Straße. Doch ihre Hoffnungen werden enttäuscht. Ein Blick zurück und nach vorn mit dem Schriftsteller Alaa al-Aswani.

Hoffnung, Aufbegehren, Scheinheiligkeit und Unterdrückung – Der große Roman über die ägyptische Revolution zum 10. Jahrestag des Arabischen Frühlings.

Alaa al-Aswanis neuer Roman ist das erste umfassende literarische Zeugnis der ägyptischen Revolution von 2011 und das tragische Schicksal ihrer jungen Protagonisten, die der teuflischen Koalition aus Muslimbrüdern und Armee zum Opfer fielen.

Schriftsteller Alaa al-Aswani im Gespräch mit Kultur.21.

Lesen Sie die Rezension des libanesischen Schriftstellers Elias Khoury auf qantara.de.

Schonungslose Aufarbeitung der Revolution

"Die Bedeutung dieses Buches gründet allerdings weder auf seiner stark an die Ära Mahfuz' erinnernde Erzählweise, noch auf der stereotypen Darstellung einiger Figuren oder der einfach und eingängig gehaltenen Sprache. Dafür legt es nicht nur ein beeindruckendes und detailreiches Zeugnis über die Ereignisse der Revolution von 2011 ab. Es porträtiert auch auf eindrückliche Art eine neue Generation von Ägyptern und Ägypterinnen, die trotz des politischen Stillstandes im Land nach den Sternen greifen wollte. Sie musste jedoch an den Spätfolgen der jahrzehntelangen autoritären Herrschaft scheitern, die zur Folge hatte, dass Armee, Geheimdienste und Muslimbrüder die einzigen wirklich organisierten Kräfte in Ägypten waren.

Al-Aswani durchbricht mit seinem Roman die Kultur des Schweigens. Gemeint ist jenes Schweigen im Kunst- und Kulturbetrieb, das sich um das schreckliche systematische Unrecht hüllt, das nicht nur in Ägypten, sondern auch in anderen autoritären arabischen Regimen geschah und geschieht und das seinen bitteren Höhepunkt in Syrien erreichte, wo Repressionen an der Tagesordnung waren und letztlich Tod und Verderben den Sieg davongetragen haben.

Das Traurige ist, dass die ägyptische Kulturszene angesichts des Repressionsapparates in sich zusammengefallen ist. Es scheint als ob die tonangebenden Stimmen in der Gesellschaft mit dem Verweis auf die Gefahr durch Islamisten die Opposition mundtot gemacht und Kritiker zum Schweigen gebracht haben. Nicht nur das! Die Konterrevolution hat wohl auch eine neue Ära autoritärer Herrschaft eingeleitet, die noch repressiver agiert und völlig ungeniert selbst mit dem kleinsten Maß an Menschlichkeit bricht.

Mutig ist Al-Aswanis neuer Roman deshalb, weil er das Schweigen bricht. Das erfordert einen mutigen Schriftsteller wie Alaa al-Aswani; und es ist dieser Mut, der "Die Republik als ob" als Zeugnis unserer Zeit und ihrer geplatzten Träume so lesenswert macht", schreibt Elias Khoury.