Zahl der Corona-Infizierten im Iran wächst weiter dramatisch

Im Iran ist die Zahl der Coronavirus-Toten und -Infizierten erneut drastisch gestiegen. Binnen eines Tages habe sich die Zahl der Toten von 429 auf 514 erhöht, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums Kianush Dschahanpur am Freitag in Teheran. Die Zahl der offiziell erfassten Ansteckungen mit Sars-CoV-2 steigt auf 11.364 – das sind 1.289 mehr als am Vortag. Die meisten Infektionen gab es erneut in der Hauptstadt Teheran. Gleichzeitig seien 3.529 an dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierte Patienten geheilt aus den Krankenhäusern entlassen worden, so der Sprecher im Staatsfernsehen.

Die Corona-Krise trifft den Iran kurz vor dem persischen Neujahrsfest "Noruz" (Neuer Tag) am 20. März. Obwohl die Regierung das Wort Quarantäne unbedingt vermeiden will, ist dies im Land de facto bereits der Fall. Reisen in die Provinzen sind während der Neujahrsferien verboten, die Autobahnen und Landstraßen dorthin von der Polizei gesperrt. Sogar in den Städten selbst sollten die Menschen am besten zuhause bleiben. Auch die zum Noruz üblichen Besuche bei Verwandten sollten dieses Jahr unbedingt vermieden werden. «Wir sollten einfach die traurige Tatsache akzeptieren, dass dieser Noruz anders sein wird und wir vieles nicht tun dürfen», sagte Sprecher Dschahanpur.

Die Corona-Krise im Iran soll Medienangaben zufolge nun zur Chefsache werden. Präsident Hassan Rohani will demnach persönlich die Leitung des Krisenstabs übernehmen. Der Vorschlag komme direkt vom obersten Führer, Ayatollah Ali Khamenei, nach einer Krisensitzung von Regierungsvertretern und Abgeordneten, wie die Nachrichtenagentur Isna berichtete.

Bislang lag die Verantwortung für den Kampf gegen das Virus beim Gesundheitsministerium. Nach Angaben des Präsidialamts sollen auch die Streitkräfte in den Kampf gegen die Virus-Ausbreitung verstärkt eingebunden werden. In erster Linie sollen sie in einigen Provinzen mobile Krankenhäuser errichten. Im Notfall sollen auch Hotels und überdachte Sporthallen als Kliniken für die mit Sars-CoV-2 infizierten Patienten genutzt werden. 

Für Diskussionen sorgte in den letzten Tagen das Angebot von Erzfeind USA, dem Iran mit Corona-Kits, Medikamenten und sogar Fachärzten zu helfen. Das Außenministerium in Teheran hat dieses Angebot abgelehnt und erneut eine Aufhebung der Sanktionen gefordert. «Anstatt heuchlerische Empathie vorzuspielen, sollten die Amerikaner den wirtschaftlichen Terrorismus (Sanktionen) gegen den Iran beenden, damit wir selbst Medikamente kaufen und unsere Patienten selbst heilen können», twitterte  Außenamtssprecher Abbas Mussawi am Freitag. 

Laut Teheran kann das Land wegen der US-Sanktionen keine Medikamente aus dem Ausland für erkrankten Patienten einführen. In diesem Zusammenhang hat Außenminister Mohammed Dschawad Sarif in einem Schreiben an UN-Generalsekretär Antonio Guterres zumindest wegen der Corona-Krise ein Ende der Sanktionen gefordert. Gleichzeitig hat die iranische Zentralbank beim Internationalen Währungsfonds IWF eine Soforthilfe in Höhe von 4,48 Milliarden Euro beantragt. Beobachter jedoch glauben, dass wegen der US-Sanktionen weder der iranische Antrag beim IWF akzeptiert werde, noch Guteres dagegen etwas unternehmen könne. (dpa)