«Wutwelle gegen Pastor»: Segenswunsch zu Ramadan sorgt für Ärger in US-Gemeinde

Ein evangelischer Geistlicher in Pennsylvania wünscht seinen muslimischen Nachbarn einen gesegneten Fastenmonat. Nun wird seine Gemeinde von einer Welle der Empörung heimgesucht. Von Thomas Spang

Pastor Christopher Rodkey gibt seiner Gemeinde gerne Denkanstöße. So auch am Sonntag vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan, als er in großen schwarzen Lettern die Worte «Wishing a blessed Ramadan to our Muslim neighbors» an der gelben Ankündigungstafel vor der Kirche St. Paul in Dallastown (Pennsylvania) anbrachte.

Eine nette Geste in schwierigen Zeiten für US-amerikanische Muslime - dachte der Pfarrer der evangelisch-reformierten United Church of Christ. Ein paar Tage später, noch vor den Anschlägen in Orlando, ging ein wütender Anruf auf der Mailbox des Geistlichen ein.

«Bist Du krank? Was stimmt nicht mit Dir?», beschimpfte ihn ein Mann, der seinen Namen nicht nannte. Eine solche Ramadan-Botschaft vor einem Gotteshaus sei «widerlich» und «unglaublich», echauffierte sich der anonyme Anrufer. Ein Pastor müsse doch wissen, dass der Islam ein «gottloser, heidnischer» Kult sei.

In seiner Rage hatte der Mann jedoch vergessen, seine Rufnummer zu unterdrücken. Nach kurzer Recherche im Internet fand Rodkey dessen Identität heraus: Es handelt sich um ein Mitglied der regionalen Schulaufsicht. In den USA sind das gewählte Ämter, die oft als Sprungbrett für eine politische Karriere genutzt werden.

Der Ertappte, Matthew Jansen, trat die Flucht nach vorne an und wandte sich an die Medien. Gegenüber einer Lokalzeitung sprach er von einem Versehen. Er habe im Eifer des Gefechts einfach nur vergessen, seine Kontaktdaten zu hinterlassen. Aber er stehe uneingeschränkt zu allem, was er gesagt habe. Erst recht nach dem Massaker von Orlando.

«Genau einen Tag nachdem ich meine Nachricht hinterlassen habe, sind 49 Amerikaner von jemandem ermordet worden, der behauptet, ein Islamist zu sein», rechtfertigte das Mitglied der Schulaufsicht von Spring Grove seine Tiraden gegen den Ramadan-Gruß des Pastors. «Das ist keine Religion. Das ist ein Kult. Es ist ein System, das die Scharia global verbreiten will», schimpfte er auf den Islam.

Parallel dazu publizierte Jansen auf seiner Facebook-Seite ein Foto der gelben Ankündigungstafel mitsamt Telefonnummer der Kirche. «Sucht Euch Eure Schlachten aus», rät der Republikaner, der bekennender Anhänger des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ist und als Delegierter zum Wahlparteitag nach Cleveland reisen wird. Es dauerte nicht lange, da legte eine Welle empörter Anrufer den Anschluss der Gemeinde, aber auch den von Pastor Rodkey lahm. Der Geistliche ging schließlich nicht mehr ans Telefon und schaltete die Mailbox ab.

«Ich kann nicht glauben, dass jemand in einem öffentlichen Amt so etwas macht», zeigte sich der Prediger erstaunt über die Chuzpe Jansens. Dessen Auftreten sei das direkte Ergebnis der Kampagne, die Trump beinahe täglich gegen Muslime und andere Minderheiten betreibe. Rodkey forderte den Schmähanrufer zum Rücktritt aus der Schulaufsicht auf.

Daran denkt Jansen jedoch nicht im Entferntesten. Vielmehr sieht er sich durch die Ereignisse der vergangenen Tage bestätigt. Er habe «normalerweise» kein Problem mit anderen Religionen, versichert der Protestant. Aber beim Thema Islam lägen die Dinge anders. Seiner Aufgabe als Wächter über das Schulsystem wolle er jedenfalls weiter nachgehen. (KNA)