WHO: Mehr als 50 Tote seit Ausbruch der Kämpfe in Libyen

Trotz internationaler Rufe nach einer Waffenruhe gehen die Kämpfe in Libyen weiter. Seit Beginn der Gefechte um die Hauptstadt Tripolis sind viele Menschen gestorben. Eine Beruhigung der Lage sieht kaum jemand.

Seit Beginn der Kämpfe um die libysche Hauptstadt Tripolis vor einer Woche sind mindestens 56 Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien auch zwei Ärzte gewesen, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO am Donnerstag weiter mit. Mindestens 266 Menschen seien in den vergangenen Tagen bei den Kämpfen verletzt worden.

Am Donnerstag brachen südlich von Tripolis erneut schwere Gefechte aus. «Die Bewohner sind voller Panik, weil schwere Waffen eingesetzt werden und Granaten niederkommen», sagte ein Sprecher der lokalen Behörden des Vororts Al-Sauani. Zivilisten seien zwischen den Fronten gefangen. Al-Sauani liegt rund 35 Kilometer von Tripolis. Auch über der Hauptstadt flogen erneut Kampfflugzeuge, berichteten Augenzeugen.

Vor einer Woche hatte der mächtige General Khalifa Haftar seinen Truppen den Vormarsch auf die Hauptstadt Tripolis befohlen. Die dortige von den UN unterstützte Einheitsregierung ordnete eine Gegenoffensive an. Vor allem im Süden der Hauptstadt hatte es in den vergangenen Tagen heftige Gefechte gegeben. Die staatliche Nachrichtenagentur Lana berichtete, dass in mehreren Vororten von Tripolis der Strom ausgefallen sei.

Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) rief die Konfliktparteien zu einem Waffenstillstand auf. «Die militärischen Operationen müssen umgehend gestoppt werden. Besonders kritisch ist schon jetzt die Lage der Zivilbevölkerung. Die Menschen müssen vor diesen Angriffen geschützt werden», sagte Maas in Berlin.

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte bezeichnete die Lage in Libyen als «extrem fragil (...) und sogar heimtückisch». Die UN-Mission in dem Bürgerkriegsland habe in einer Besprechung mit dem italienischen Parlament die Gefahr beschrieben, dass die Krise sich in den kommenden Stunden und Tagen verschlimmern könne, «wenn Haftar mit aller Macht versucht, nach Tripolis zu gelangen», sagte Conte. Italien war Kolonialmacht in Libyen und hat auch wegen der Flüchtlingssituation enge Kontakte nach Tripolis. 

In Tripolis ist der Sitz der international anerkannten Einheitsregierung von Ministerpräsident Fajis al-Farradsch. Chalifa Haftar gilt als der mächtigste Gegenspieler. Er ist mit dem Parlament im Osten Libyens verbunden. Das Parlament bildet eine Gegenregierung zu dem Regierung Sarradsch. (dpa)