Weltweite Sorge vor Eskalation in Nahost nach Tötung von iranischem Atomforscher

New York. Nach der Tötung eines hochrangigen iranischen Atomforschers wächst die Sorge vor einer Gewalt-Eskalation im Nahen Osten. Die Vereinten Nationen riefen am Wochenende ebenso wie Deutschland alle Seiten zur Zurückhaltung auf. "Wir verurteilen alle Morde oder außergerichtlichen Tötungen", sagte ein UN-Sprecher in New York. Irans Präsident Hassan Ruhani machte die USA und deren "Söldner" Israel für den Anschlag verantwortlich.



Durch die Tötung des Atomforschers Mohsen Fachrisadeh spitze sich die Lage in der Region erneut zu, "in einer Zeit, in der wir gerade eine solche Eskalation überhaupt nicht gebrauchen können", erklärte am Samstag das Auswärtige Amt in Berlin. "Wir rufen deshalb alle Beteiligten eindringlich auf, von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation der Lage führen könnten."



Der britische Außenminister Dominic Raab sagte am Sonntag dem TV-Sender Sky News, Großbritannien sei ebenfalls "besorgt" über die Situation im Iran. "Wir warten noch immer auf ausführliche Informationen". Er verwies auf die internationalen Menschenrechte, "die sich klar dagegen aussprechen, Zivilisten ins Visier zu nehmen". Fachrisadeh war am Freitag bei einem gezielten Anschlag in der Nähe von Teheran getötet worden.



Der iranische Präsident Hassan Ruhani beschuldigte Israel und die USA, hinter der Tat zu stecken. Die "globale Arroganz" - eine Bezeichnung des Irans für die Vereinigten Staaten - sei mit Israel "als Söldner" für den Tod des Wissenschaftlers verantwortlich, erklärte Ruhani am Samstag auf seiner offiziellen Webseite. Ruhani erklärte weiter, dass Fachrisadehs Tod "den wissenschaftlichen Fortschritt Irans nicht stört".



Bei dem 59-Jährigen handelte es sich um den Leiter der Forschungs- und Innovationsabteilung des iranischen Verteidigungsministeriums. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte den Wissenschaftler einst als Vater des iranischen Atomprogramms bezeichnet. Die USA verhängten 2008 Sanktionen gegen Fachrisadeh wegen "Aktivitäten und Transaktionen, die zur Entwicklung des iranischen Atomprogramms beigetragen haben".



In der Nacht zum Sonntag wurde der Leichnam des Wissenschaftlers zum Mausoleum des schiitischen Imams Reza in die heilige Stadt Maschhad gebracht. In einer religiösen Zeremonie wurde Fachrisadehs Sarg um den Schrein getragen - ein Tribut, den sich der Iran für seine bedeutendsten "Märtyrer" vorbehält. (AFP)