Welthungerhilfe beklagt Versagen in der EU-Flüchtlingspolitik

Die Welthungerhilfe hat ihr Engagement im vorigen Jahr deutlich ausgeweitet. Insbesondere in Krisenregionen wie Syrien, dem Südsudan oder im Nordirak sind zahllose Flüchtlinge dringend auf Hilfe von außen angewiesen.

Mit fast 200 Millionen Euro hat die Deutsche Welthungerhilfe im vergangenen Jahr vor allem Menschen geholfen, die aufgrund bewaffneter Konflikte in ärgste Not geraten sind. "Die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, hat im letzten Jahr einen traurigen Rekord erreicht", bilanzierte die Präsidentin der Organisation, Bärbel Dieckmann, bei der Vorstellung der Zahlen für 2014 in Berlin. "Wir müssen immer stärker dort einspringen, wo die Politik versagt hat", beklagte sie.

Erstmals gingen die meisten Hilfsgelder nach Syrien, wo die Organisation aus Sicherheitsgründen nur noch mit lokalen Kräften im Einsatz ist: Dort unterstützte die Welthungerhilfe Projekte im Wert von mehr als 30 Millionen Euro. Koordiniert werden die Hilfeleistungen in dem Kriegsgebiet von einem Büro in der Türkei.

So versorgten Mitarbeiter der Welthungerhilfe syrische Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln, Hilfspaketen für den Winter, Öfen, Zelten und Gebäudeisolationen, wie Dieckmann erläuterte. Außerdem unterstützt die Organisation elf provisorische Schulen im syrischen Aleppo. "Die Zustände in Syrien sind mit den Trümmerbergen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu vergleichen", erklärte Dieckmann. "Diese Katastrophe wird uns noch Jahre begleiten".

In der gesamten Region, einschließlich der Türkei und dem Nordirak, half die Welthungerhilfe nach eigenen Angaben rund 1,1 Millionen Menschen.

Unterstützung erhielten aber auch die Opfer anderer bewaffneter Auseinandersetzungen wie im Südsudan oder in der Zentralafrikanischen Republik. "Es gibt weltweit immer mehr Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen müssen und ihre Existenzgrundlage verlieren", erklärte Dieckmann. Die Welthungerhilfe leiste vielerorts "Überlebenshilfe".

Im Südsudan sind seit 2013 mehr als zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Derzeit sind etwa 650.000 Flüchtlinge ohne jede humanitäre Unterstützung, weil Hilfsorganisationen zum Rückzug gezwungen wurden.

Vor eine neue große Herausforderung stellte die Ebola-Epidemie in Westafrika die Entwicklungshelfer. Trotz einer möglichen Ansteckungsgefahr blieben die Mitarbeiter vor Ort. In Sierra Leone wurden mehr als 5600 Haushalte, die unter Quarantäne standen, mit Nahrungsmitteln, Wasser, Hygieneartikeln und anderen wichtigen Dingen des täglichen Gebrauchs versorgt. In Liberia und Sierra Leone konzentriert sich die Organisation mittlerweile wieder auf ihren eigentlichen Schwerpunkt, die Förderung und den Ausbau der Landwirtschaft.

Konkret standen der Hilfsorganisation im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 197,7 Millionen Euro zur Verfügung, darunter 40,8 Millionen Euro an Spenden und 152,2 Millionen Euro an öffentlichen Zuschüssen - soviel wie nie zuvor. Hauptgeber waren hier das Welternährungsprogramm (WFP) und weitere UN-Organisationen mit 37 Millionen Euro. Das Auswärtige Amt gab 28,7 Millionen Euro.

Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland ohne konfessionelle oder politische Ausrichtung. Sie wurde 1962 unter dem Dach der UN-Ernährungsorganisation (FAO) gegründet. Seither förderte das Hilfswerk mehr als 7.700 Auslandsprojekte mit rund 2,84 Milliarden Euro. (KNA/AFP/Reuters, dpa)