Welternährungsprogramm versorgt wieder hungernde Menschen im Sudan

Ein Hoffnungsschimmer für Millionen Kinder, Frauen und Männer im gewaltgeplagten Sudan: Nach rund zwei Wochen Unterbrechung nimmt das Welternährungsprogramm seine Hilfe wieder auf. Doch trotz einer verlängerten Waffenruhe gehen die Kämpfe weiter.



Rom/Genf. Angesichts der dramatischen Lage für die Menschen im Sudan intensivieren die Vereinten Nationen ihre Bemühungen. Das Welternährungsprogramm nimmt nach einer Pause wegen tödlicher Angriffe auf Mitarbeiter seine Hilfslieferungen wieder auf. Zugleich kündigte UN-Nothilfechef Martin Griffiths am Montag an, in die Region zu reisen, um die humanitäre Operation von vor Ort zu koordinieren.



Trotz der Verlängerung einer Waffenruhe intensivierten sich die Kämpfe in der Hauptstadt Khartum am Montag laut Medienberichten. Die lebensrettende Lieferung von Nahrungsmitteln müsse angesichts des enormen Bedarfs fortgesetzt werden, erklärte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain in Rom. Sie solle in den kommenden Tagen in den Bundesstaaten Gedaref, Gezira, Kassala und Weißer Nil beginnen. Die Sicherheitslage sei aber nach wie vor äußerst prekär. Das WFP hatte Mitte April seine Hilfslieferungen ausgesetzt, nachdem drei Mitarbeiter getötet worden waren.

 

Während der vergangenen zwei Wochen beklagten das Welternährungsprogramm und andere Hilfsorganisationen immer wieder die Plünderung von Lagerhäusern. Dadurch seien die meisten Vorräte an humanitären Gütern verloren gegangen.



Wasser, Nahrungsmittel und Treibstoff würden immer knapper in umkämpften Städten, besonders in der Hauptstadt Khartum, erklärte Griffiths. «Das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit denen sich die Krise im Sudan ausweitet, ist beispiellos», sagte er am Montag. Er rief erneut zum Ende der Kämpfe auf. Details zu Ort und Zeitraum seines Einsatzes wurden nicht genannt. Bereits vor der jüngsten Krise waren in dem Land rund 16 Millionen Menschen auf Hilfe zum Überleben angewiesen, etwa ein Drittel der Bevölkerung. Das WFP hatte geplant, 2023 mehr als 7,6 Millionen Menschen im Sudan zu versorgen.



Im Sudan eskaliert seit Mitte April ein Machtkampf zwischen dem Armee-Chef, General Abdul Fattah Al-Burhan, und dem Befehlshaber der RSF-Miliz, Mohamed Hamdan Dagalo, genannt «Hemedti». Seit Dienstag einigten sich die Gegner bereits mehrfach auf Waffenruhen, die aber immer wieder gebrochen werden. Zuletzt wurde die fragile Feuerpause am Sonntagabend um weitere drei Tage verlängert, wie die Zeitung «Sudan Tribune» berichtete. Dennoch gab es Kämpfe mit Schusswechseln und Luftangriffen. Nach Informationen des britischen Senders BBC gab die sudanesische Armee an, mit Luftschlägen auf Khartum die paramilitärischen «Rapid Support Forces» aus der Stadt vertreiben zu wollen.



Nach Angaben des sudanesischen Gesundheitsministeriums wurden seit Beginn der Kämpfe mindestens 528 Menschen getötet und mehr als 4.500 verletzt. Helferinnen und Helfer vermuten jedoch, dass die tatsächlichen Opferzahlen weitaus höher sind. Der Großteil der Krankenhäuser kann nicht mehr regulär betrieben werden. Am Sonntag erreichte ein Flugzeug mit acht Tonnen medizinischen Hilfsgütern des Internationalen Roten Kreuz für die Versorgung Verwundeter Port Sudan. Es ist die erste Hilfslieferung der Organisation, die das Land erreicht hat.



Laut UN sind Zehntausende Menschen auf der Flucht, im Land selbst und auf dem Weg oder bereits in der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, Ägypten, Äthiopien, Libyen und dem Südsudan. Millionen harren jedoch weiter aus, weil es zu gefährlich ist, ihre Häuser zu verlassen. Menschen auf der Flucht berichten von Chaos und tagelangen Wartezeiten an der Grenze zu Ägypten, sowie in Port Sudan, wo viele hoffen, einen Platz auf einem der Schiffe nach Saudi-Arabien zu ergattern.



Auch in der westlichen Region Darfur hat sich die Lage zugespitzt. Der UN-Sonderbeauftragte für den Sudan, Volker Perthes, sagte in einem Interview mit dem US-Fernsehsender Sky, am Montag sei bekannt worden, dass UN-Büros in Darfur geplündert und rund 4.000 Tonnen Hilfsgüter und die Autos gestohlen worden seien. (epd)