Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen kritisiert Einmischung der Türkei in Offensive auf Mossul

Die Türkei möchte bei der Offensive gegen die irakische IS-Hochburg Mossul mehr mitbestimmen und sich in der Region positionieren. Die internationale Anti-IS-Koalition stellt sich auf die Seite des Iraks - und verpasst Ankara nun einen Dämpfer.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat das Eingreifen der türkischen Armee in die Offensive gegen die irakische IS-Hochburg Mossul kritisiert. Die Souveränität anderer Staaten müsse respektiert werden, sagte die Ministerin am Mittwoch im ZDF-«Morgenmagazin». Darüber sei sich die Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die sich am Dienstag in Paris ohne Türken und Iraker traf, einig gewesen. Die Koalition sprach dort auch über Schritte nach einer Befreiung Mossuls.

Mit der Türkei werde «unmissverständlich» geredet, sagte von der Leyen. Der Irak fordert vehement den Abzug türkischer Soldaten, was Ankara jedoch ablehnt. Die Türkei gehöre zur Anti-IS-Koalition und müsse sich an die Regeln halten, betonte die Ministerin. Der Kampf gegen die Terrormiliz ist auch beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister ab diesem Mittwoch in Brüssel Thema. Dort soll über eine verstärkte Zusammenarbeit der Nato und der EU gesprochen werden.

Ein hoher Kommandeur der kurdischen Peschmerga bestätigte Angriffe der türkischen Armee auf IS-Kämpfer im Nordirak. Türkische Artillerie und Panzer hätten den IS in den vergangenen Tagen auf Bitten der Peschmerga an der Frontlinie um den Ort Baschika beschossen, sagte Generalmajor Nureddin Hussein Herki.

Die irakische Armee, kurdische Peschmerga-Kämpfer und schiitische Milizen hatten am Montag vergangener Woche die Mossul-Offensive gegen die Terrormiliz begonnen.  Ziel ist es, die Extremisten aus ihrer letzten verbliebenen Hochburg im Irak zu vertreiben. Der IS-hatte die zweitgrößte irakische Stadt am 10. Juni 2014 unter seine Kontrolle gebracht.

Nach einer Rückeroberung Mossuls müssten als erster Schritt Stabilisierungsmaßnahmen wie die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Elektrizität beginnen, sagte von der Leyen. Als zweiter Schritt stehe die Einheit des Iraks im Mittelpunkt. Die verschiedenen Glaubensrichtungen müssten dabei zusammenstehen, um Hilfe für das Land von Außen zu bekommen. Die Anforderung an den Irak sei dabei klar: «Wir stehen an eurer Seite, aber ihr müsst zusammenhalten.»

Die internationale Anti-IS-Koalition bereitet derzeit auch die Befreiung der syrischen Stadt Rakka vor. Dort solle die Offensive ähnlich wie in Mossul ablaufen. Lokale Truppen bekämen Unterstützung aus der Luft, erklärte von der Leyen. «Das war das Richtige im Irak, und das ist auch das Ziel für Rakka.» (dpa)

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