Versammlungsverbot am fünften Jahrestag des Volksaufstands in Ägypten

Angesichts eines großen Sicherheitsaufgebots und eines Versammlungsverbots sind Proteste am fünften Jahrestag des Volksaufstands in Ägypten ausgeblieben. Auf dem Kairoer Tahrir-Platz, dem Zentrum der Revolte von 2011, waren am Montag lediglich ein dutzend Polizisten zu sehen. Zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge und schwer bewaffnete Sicherheitskräfte verteilten sich auf die angrenzenden Straßen. Auch rund um die Polizeireviere wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.

Die Muslimbruderschaft hatte trotz eines generellen Demonstrationsverbots der Regierung zu landesweiten Protesten gegen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi aufgerufen. Der verbotenen Islamistengruppe gelang es aber offenbar nicht, ihr Mitglieder zu mobilisieren. 

Vor fünf Jahren hatten sich Millionen Demonstranten auf dem Tahrir-Platz versammelt, um gegen Staatschef Husni Mubarak zu protestieren. Der langjährige Machthaber dankte schließlich zwei Wochen nach Beginn des Aufstands ab.

Im Juni 2012 wurde der Muslimbruder Mohammed Mursi zum Präsidenten gewählt, ein Jahr später aber von al-Sisi gestürzt. Dieser regiert Ägypten seither mit harter Hand. Mehr als 1400 Pro-Mursi-Demonstranten wurden getötet. Zehntausende Muslimbrüder wurden inhaftiert, hunderte zum Tode verurteilt, unter ihnen auch Mursi selbst.

"Die Ägypter müssen dabei zusehen, wie ihr Land sich wieder in einen Polizeistaat entwickelt", erklärte die Menschenrechtsgruppe Amnesty International. "Zehntausende wurden festgenommen, die Gefängnisse platzen aus allen Nähten. Es gibt Berichte über Folter und hunderte Häftlinge, die ohne Anklage oder Prozess festgehalten werden." Die "Konterrevolution" habe gesiegt, sagte auch Karim Bitar vom französischen Institut für Internationale und Strategische Angelegenheiten (Iris). "Die Revolution wurde beschlagnahmt und begraben." (AFP)

Die ägyptische Autorin Mansura Eseddin: Fünfter Jahrestag der Revolution in Ägypten - Gespenster der Revolte