"Verrat des Jahrhunderts": Reaktionen aus der islamischen Welt auf Trumps Nahost-Plan

In Jordanien haben zahlreiche Menschen gegen den Nahost-Plan von US-Präsident Donald Trump protestiert. In der Hauptstadt Amman versammelten sich am Freitag Dutzende Demonstranten in der Nähe der US-Botschaft. Auch in anderen Städten des Nachbarlandes Israels kam es lokalen Medienberichte zufolge zu Protesten.

In einem Telefongespräch mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas unterstrich Jordaniens König Abdullah seine Unterstützung für die Palästinenser im Kampf um einen eigenen Staat, wie es in einer Mitteilung des Palasts hieß. In Jordanien leben nach UN-Angaben rund zwei Millionen palästinensische Flüchtlinge.

Auch die Arabische Liga und Syrien kritisierten den Nahost-Plan von Trump. Aus dem syrischen Außenministerium in Damaskus hieß es, der Plan komme einer Unterwerfung unter die "unterdrückerische israelische Besatzung" gleich, wie die staatliche Agentur Sana am Mittwoch meldete. Die US-Politik verfolge einzig und allein das Ziel, Israel zu dienen.

Die Arabische Liga sieht in dem Plan eine Verletzung legitimer Rechte der Palästinenser. "Jeder ernsthafte Plan, der Frieden erreichen will, muss die Erwartungen beider Seiten erfüllen", erklärte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Ghait. Eine gerechter und dauerhafter Frieden könne nicht erreicht werden, solange die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete ignoriert werde.

Die Außenminister der Arabischen Liga wollen sich am Samstag in einer Sondersitzung mit Trumps Nahost-Plan beschäftigen. In der Organisation sind 22 Mitglieder aus dem Nahen Osten und Nordafrika zusammengeschlossen. Wegen unterschiedlicher Interessen gilt die Staatengemeinschaft jedoch als politisch schwach. Syriens Mitgliedschaft wurde wegen des Bürgerkriegs ausgesetzt.

In der arabischen Welt war scharfe Kritik an Trumps Nahost-Plan geübt worden. Saudi-Arabien als führendes Mitglied der Arabischen Liga würdigte hingegen Trumps Bemühungen, einen «umfassenden Plan» für einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern zu entwickeln.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte daher die Unterstützung des Nahostplans von US-Präsident Donald Trump in Teilen der arabischen Welt verurteilt. "Einige arabische Länder, die einen solchen Plan unterstützen, begehen Verrat an Jerusalem sowie an ihrem eigenen Volk und - noch wichtiger - an der gesamten Menschheit", sagte Erdogan am Freitag vor Vertretern seiner konservativen AKP in Ankara.

Erdogan, der als starker Verfechter der Rechte der Palästinenser gilt, konzentrierte sich mit seiner Kritik auf Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und den Oman. "Ganz besonders Saudi-Arabien schweigt. Wann wirst du dein Schweigen brechen? Man schaut sich Oman, Bahrain und Abu Dhabi an - das Gleiche", sagte Erdogan. "Schande über Euch! Schande über Euch!"

Erdogan hatte bereits kurz nach der Vorstellung von Trumps Plan erklärt, dieser sei "absolut inakzeptabel". "Die Türkei akzeptiert diesen Plan nicht, der Palästina vernichtet und Jerusalem besetzt", sagte Erdogan am Freitag. "Jerusalem ist unsere rote Linie."

Auch die regierungsnahe türkische Presse richtet sich regelmäßig gegen bestimmte arabische Länder, insbesondere Saudi-Arabien und die Emirate, denen sie vorwirft, sich Israel auf Basis der gemeinsamen Feindseligkeit gegenüber dem Iran anzunähern. Bislang griff Erdogan Saudi-Arabien allerdings selten direkt verbal an.

Das iranische Außenministerium hat den von US-Präsident Donald Trump vorgestellten Nahost-Plan am Dienstag als "Verrat des Jahrhunderts" bezeichnet. Der "Friedensplan" sei den "Palästinensern von den Amerikanern auferlegt" worden. Er sei zum Scheitern verurteilt, hieß es weiter. Mit der Erklärung spielte das iranische Außenministerium auf Trumps Erklärung an, bei seinem Nahost-Plan handele es sich um den "Deal des Jahrhunderts".

Die mit dem Iran verbündete libanesische Hisbollah erklärte, Trumps Plan sei ein Versuch, "die Rechte der Palästinenser zu vernichten". Dieser "beschämende" Vorschlag sei "ohne die Komplizenschaft und den Verrat einer gewissen Zahl arabischer Regime nicht möglich" gewesen, fügte die schiitische Miliz hinzu. Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien ist der Erzrivale des Iran und seiner schiitischen Verbündeten. (dpa/AFP/KNA)