US-Säbelfechterin Muhammad und die Olympiade: Muslima auf besonderer Mission

Als das Team USA am Freitagabend ins Maracana einzog, erlebte Ibtihaj Muhammad die Erfüllung ihres Olympiatraums in der ersten Reihe. Dicht neben Fahnenträger Michael Phelps winkte die Säbelfechterin - weiße Hose, blauer Blazer, weißes Kopftuch - mit breitem Lachen ins Publikum. "Einer der schönsten Tage meines Lebens", sagte sie anschließend.

Eigentlich alles ganz gewöhnlich, doch ihre Geschichte ist alles andere als normal - und bewegt sogar die große Politik. Denn Muhammad ist schwarz, Muslima - und wird als erste US-Sportlerin bei Olympischen Spielen mit Hijab, ihrem Kopftuch, an den Start gehen. Und nicht nur gegen ihre Gegnerinnen - sondern auch gegen Vorurteile antreten.

"Ich hoffe, dass ich das Bild, das Menschen von muslimischen Frauen haben, verändern kann", sagte die 30-Jährige, die die alltägliche Diskriminierung am eigenen Leib erlebte. In der aufgeheizten Stimmung des US-Wahlkampfs sind schon diese Worte ein klares Statement. Die Stimmung gegen Muslime ist seit der Präsidentschaftskandidatur Donald Trumps, seit dem Aufstieg der Terrororganisation IS so aggressiv wie lange nicht.

"Ich will beweisen, dass einen absolut nichts daran hindern sollte, seine Ziele zu erreichen. Weder Rasse, Religion noch Geschlecht", betonte Muhammad: "Ich hoffe, ich kann wenigstens ein einziges muslimisches Mädchen inspirieren, mit dem Fechten zu beginnen. Nicht alle. Nur eins."

Als Muhammad 13 ist, fährt ihre Mutter Inayah zufällig an der örtlichen High School vorbei und sieht einige Fechter in der Cafeteria. Besonders die Sportkleidung weckt sofort das Interesse der Mutter, denn die Fechter sind von Kopf bis zu den Fußspitzen bedeckt.

"Ich weiß nicht, was das für ein Sport ist, aber du machst das", sagt sie zu Ibtihaj, die zuvor beim Volleyball oder Softball lange Kleidung unter ihrem Sportdress tragen musste. 2009 wird Muhammad, die in New Jersey aufgewachsen ist, erstmals US-Meisterin, 2014 Weltmeisterin mit der Mannschaft. Auch in Rio gehört "Team USA" zu den Medaillenanwärtern. Am Montag tritt sie zunächst im Einzel an.

Doch inzwischen ist Muhammad viel mehr als "nur" Sportlerin: Sie ist das Gesicht muslimischer Frauen in den USA, für viele ein Vorbild. Präsident Barack Obama sprach sie beim Besuch einer Moschee in seiner Rede persönlich an und forderte sie auf, sich von ihrem Platz zu erheben. "Eine Athleten wird bei den Olympischen Spielen ihr Kopftuch tragen. Ich habe ihr gesagt, sie soll Gold mitbringen", sagte Obama.

Mit First Lady Michelle Obama absolviert Muhammad gemeinsame Termine, Auftritte in TV-Shows gehören fast zum Alltag, das Time Magazine wählte sie unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten. Auch mit ihrer eigenen, nach Großmutter Louella benannten Modekollektion will sie das Bild muslimischer Frauen verändern.

Offenbar fehlte nur wenig, und Muhammad hätte eine noch größere Bühne bekommen. Nach Informationen amerikanischer Medien verlor sie die Abstimmung zur Fahnenträgerin gegen Phelps nur knapp. Der geheime Star der US-Mannschaft ist sie auch so schon. (SID)