US-Außenministerium: «Wir haben im Irak schreckliche Fehler begangen»

Das US-Außenministerium hat westliche Regierungen davor gewarnt, Religion nicht zu beachten. «Religion ist eine starke soziale und politische Kraft, es wäre fatal für jede Regierung, sie zu ignorieren», sagte der Sonderbeauftragte für Religion im US-Außenministerium, Shaun Casey, der Wochenzeitung «Die Zeit». Wer keine anspruchsvollen Methoden entwickele, um Religion zu analysieren, werde die Welt nicht verändern.

Als folgenreichstes Versäumnis westlicher Politik in den vergangenen Jahrzehnten beklagte Casey, «dass Religion einfach nicht vorkam». Für die USA habe das nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verheerende Folgen gehabt: «Wir wollten uns den blinden Fleck bei der akademischen Ausbildung von Diplomaten nicht eingestehen.» Mit Blick auf Amerikas «Krieg gegen den Terror» sagte Casey: «Wir haben im Irak schreckliche Fehler begangen.» Für seine Ignoranz gegenüber der Religiosität im Irak und in Afghanistan zahle das Land einen hohen Preis.

Casey kritisierte auch den Umgang mit selbst ernannten Islam-Experten nach den Anschlägen vom 11. September. «Viele wussten nicht, wovon sie reden, aber wir haben begierig auf sie gehört.» Ziel der jetzigen Regierung sei, die Vielfalt der muslimischen Welt besser verstehen zu lernen und den Irak zu stabilisieren: «Dafür wird Versöhnung nötig sein. Wir versuchen jetzt schon, während der Konflikt tobt, eine Annäherung zwischen Schiiten und Sunniten vorzubereiten, eine Re-Integration von Christen und Jesiden.»

Die Amerikaner hätten in der Vergangenheit die religiöse Vielfalt des Iraks weder verstanden
noch zu schätzen gewusst. «Aber die gute Nachricht ist: Wir sprechen dort mittlerweile erfolgreich mit allen religiösen Akteuren». (KNA)