UNO: Migrantinnen in Libyen werden zu Sex gegen Nahrung gezwungen

Genf. In libyschen Lagern festgehaltene Migranten erleiden einem neuen UN-Untersuchungsbericht zufolge schlimmste Misshandlungen. Es gebe "vernünftige Gründe" dafür davon auszugehen, dass in Lagern in Libyen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie Mord, Folter, illegale Gefangennahme, Vergewaltigung und andere "unmenschliche Taten" begangen werden, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Ermittlermission für Libyen. Frauen würden in den Lagern gezwungen, sich im Tausch gegen Nahrung vergewaltigen zu lassen.



Die Ermittler sammelten nach eigenen Angaben zahlreiche Beweise dafür, dass Migranten in Libyen "systematisch" willkürlich festgehalten werden. Menschenhändler und Schlepper setzten sexuelle Gewalt ein, "häufig mit dem Ziel, Familien zu erpressen". Die Ermittler dokumentierten Fälle von Vergewaltigung in den Migrantenlagern. Dort festgehaltene Frauen würden zum Sex fürs Überleben gezwungen - Nahrung oder andere wichtige Güter erhielten sie nur gegen Sex.



Unter Migranten seien die libyschen Lager inzwischen derart berüchtigt, dass sich Frauen und Mädchen vor ihrer Reise nach Libyen Verhütungsspiralen einsetzen ließen, "um ungewollte Schwangerschaften durch derartige Gewalt zu vermeiden", heißt es in dem Ermittlungsbericht, der in der kommenden Woche dem UN-Menschenrechtsrat vorgelegt werden soll.



Die UN-Ermittlermission zur Lage in Libyen war 2020 vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzt worden, ihr Mandat läuft in wenigen Tagen aus. Eine Gruppe afrikanischer Staaten hat einen Resolutionsentwurf eingebracht, damit die Ermittler ihre Arbeit noch weitere neun Monate fortsetzen können.



Alljährlich versuchen zehntausende Menschen aus Ländern des südlichen Afrika, von Libyen aus über das Mittelmeer Richtung Europa zu gelangen. Die libyschen Behörden, Menschenhändler und Milizen nehmen Migranten routinemäßig gefangen und halten sie in Lagern fest. (AFP)