"Unfassbar und entsetzlich“: Religionsvertreter in Deutschland verurteilen Terroranschlag in Nizza

Mit Betroffenheit und Fassungslosigkeit haben Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland auf den Anschlag in Nizza reagiert. Auch der Zentralrat der Juden und mehrere Islamverbände verurteilten am Freitag die Tat. "Unfassbar und entsetzlich, wenn Menschen unbeschwert den Nationalfeiertag feiern und dann plötzlich der Tod hereinbricht", schrieb der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, auf seiner facebook-Seite.

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, twitterte: "Wie können Menschen so unmenschlich werden?" Berlins Erzbischof Heinrich Koch nannte das Attentat "menschenverachtend und abstoßend".

Am späten Donnerstagabend war im südfranzösischen Nizza ein Lastwagen in eine Menschenmenge gerast, die sich zu einem Feuerwerk anlässlich des Nationalfeiertags auf der Strandpromenade versammelt hatte. Laut aktuellen Medienangaben wurden mindestens 84 Menschen, darunter auch drei Deutsche, getötet; zahlreiche weitere wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Der Fahrer des LKW wurde von der Polizei erschossen.

Die Behörden ermitteln zu den Hintergründen, der französische Präsident Francois Hollande sprach von einem "terroristischen Charakter" der Tat. Ob es sich um einen islamistischen Anschlag handelt, war bis zum Freitagmittag nicht klar.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zeigte sich "zutiefst erschüttert". Schuster weiter: "Dennoch dürfen wir nicht zulassen, dass die Angst vor dem Terror unser Leben bestimmt."

Mehrere Islamverbände verurteilten den Anschlag scharf. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) rief alle Gemeinden und Moscheen auf, zum Freitagsgebet für die Toten, Verletzten, deren Familien und Angehörigen zu beten. "Möge die Saat des Hasses und der Zwietracht, die diese Mörder in unsere Gesellschaften hineinbringen wollen, nicht aufgehen", so der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek.

Der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Burhan Kesici, sagte, der Vorfall habe erneut gezeigt, "wie menschenverachtend Täter sein können. Der Terror trifft nicht nur die Franzosen, sondern die ganze Menschheit."

Die Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs nannte den Attentäter einen Mörder, warnte aber, den "abscheulichen Anschlag" mit der Herkunft oder Religion des Täters zu erklären. "Gestern war es Nizza, davor Istanbul, Bagdad und viele andere Orte. Alle diese mit dem gesunden Verstand nicht zu erklärenden Anschläge zeigen noch einmal ganz deutlich, dass die Täter armselige Gestalten sind, die weder Moral noch Religion kennen", so der Milli Görüs-Vorsitzende Kemal Ergün. Die Bewegung ist wegen islamistischer Tendenzen umstritten und wird vom Verfassungsschutz beobachtet.

Unterdessen kündigten die beiden großen Kirchen in Nürnberg für Freitagabend eine Gedenkveranstaltung für die Opfer und Hinterbliebenen des Terroranschlages an. Nürnberg ist Partnerstadt von Nizza. (KNA) [embed:render:embedded:node:18907]