UN-Generalsekretär Guterres: Gewalt in Nahost muss enden

Der UN-Sicherheitsrat hat sich am Sonntag (16.5.2021) zum ersten Mal in einer öffentlichen Sitzung mit den seit einer Woche anhaltenden Gefechten in Nahost beschäftigt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte zum Auftakt ein sofortiges Ende der Kämpfe zwischen Israel und radikal-islamischen Palästinensern im Gazastreifen.

Die UN stehe mit allen Beteiligten in Kontakt mit dem Ziel einer sofortigen Waffenruhe, sagte er. Allerdings hielten die Kämpfe unvermittelt an. Nach palästinensischen Angaben stieg die Zahl die Todesopfer im Gazastreifen auf 192, darunter 58 Kinder. Israelische Behörden sprachen von zehn Toten, darunter zwei Kinder.

Die Vertreter der beiden Konfliktparteien lieferten sich vor dem Sicherheitsrat einen verbalen Schlagabtausch. Jedes Mal, wenn das Ausland Israel ein Recht auf Selbstverteidigung zuspreche, "fühlt es sich ermuntert, ganze Familien im Schlaf zu ermorden", sagte der palästinensische Außenminister Rijad al-Malki.

Israels UN-Botschafter Gilad Erdan erklärte, sein Land tue alles, um zivile Opfer zu vermeiden. "Israel benutzt seine Raketen, um seine Kinder zu schützen. Die Hamas benutzt Kinder, um seine Raketen zu schützen", sagte er. Der Rat hatte bereits zwei Mal hinter verschlossenen Türen getagt. Diplomaten zufolge stellten sich die USA - der wichtigste Verbündete Israels - dabei gegen eine gemeinsame Erklärung.

Gesundheitsbehörden im Gazastreifen berichteten von einem israelischen Angriff auf Wohnungen, bei dem 42 Palästinenser getötet worden seien. Ein Sprecher der radikal-islamischen Hamas sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es habe sich um eine "vorsätzliche Tötung" gehandelt. Das israelische Militär erklärte dagegen, der Tod von Zivilisten sei nicht beabsichtigt worden. Die Luftwaffe habe Tunnelsysteme angegriffen, die von den Extremisten genutzt würden. Dies habe die darüberliegenden Häuser ebenfalls zum Einsturz gebracht. Die Hamas habe bewusst "ihre militärische Infrastruktur unter den Häusern von Zivilisten" angelegt, hieß es in einer Erklärung.

Die heftigsten Kämpfe zwischen Israel und radikalen Palästinensern seit Jahren gingen aus Auseinandersetzungen an der Al-Aksa-Moschee in Ost-Jerusalem hervor. Verschärft wurden die Spannungen durch Pläne, dort Häuser palästinensischer Familien zu räumen. Das Land wird von jüdischen Siedlern beansprucht.

Am Montag vergangener Woche stellte die Hamas eine Frist für den Abzug israelischer Sicherheitskräfte von der Moschee und begann nach dem Ablauf mit Raketenangriffen. Seither sind nach israelischen Angaben etwa 2800 Geschosse aus dem Gazastreifen auf Israel abfeuert worden. Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben ihrerseits mehr als 1000 Luft- und Artillerie-Angriffe ausgeführt. (Reuters)