UN-Experten: Ukraine-Krieg vergrößert auch die Not in Syrien

Genf. Der Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung von UN-Experten auch die Lage von Millionen notleidenden Menschen in Syrien weiter verschlechtern. Die syrische Bevölkerung leide unter einer «erdrückenden Armut» und blicke «in einen neuen Abgrund», insbesondere die Vertriebenen, warnte der Leiter der Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates, Paulo Pinheiro, am Mittwoch. Zugleich äußerte er die Befürchtung, dass sich das Schicksal der Zivilisten in Syrien nun in der Ukraine infolge der russischen Kriegsführung wiederholen könne.



90 Prozent der syrischen Bevölkerung leben Pinheiro zufolge bereits unter der Armutsgrenze. Mehr als 14 Millionen Menschen sind demnach auf humanitäre Hilfe angewiesen, zwölf Millionen haben zu wenig zu essen. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine werde den Druck auf die schon stark gestiegenen Preise erhöhen, sagte er. Mehr als die Hälfte des eingeführten Weizens komme aus diesen beiden Ländern.



Der Beginn des Bürgerkriegs in Syrien jährt sich am 15. März zum elften Mal. Mehr als zwölf Millionen Syrer sind seit 2011 vertrieben worden, mehr als sieben Millionen davon im eigenen Land. Syrien leidet zudem seit Monaten unter einer schweren Wirtschaftskrise, die zu explodierenden Preisen sowie starken Engpässen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Benzin geführt hat. Wegen Dürre und schlechter Ernten müsste Syrien eigentlich verstärkt Weizen einführen. Schon im vergangenen Jahr hatten Helfer von einer Hungerkrise berichtet.



Ein ähnliches Verhalten Russlands wie seit 2015 in Syrien sei derzeit «in einem anderen Land» zu sehen, erklärte Pinheiro auf die Frage, ob das russische Militär in der Ukraine wie in Syrien die Zivilbevölkerung brechen wolle, um sie zur Aufgabe zu bewegen. Moskau ist im syrischen Bürgerkrieg ein wichtiger Verbündeter der Führung in Damaskus und hatte 2015 militärisch in den Konflikt eingegriffen. Die russische und syrische Luftwaffe bombardierten immer wieder auch zivile Infrastruktur, darunter zahlreiche Krankenhäuser. (epd)