Türkischstämmige Autorin Emel Zeynelabidin: Kopftuchdebatte nicht vor Gericht und an Schulen führen

Nach Einschätzung der türkischstämmigen Autorin Emel Zeynelabidin sollte die Kopftuchdebatte weder vor Gericht entschieden noch an Schulen geführt werden. Sie müsse «unter Erwachsenen stattfinden, die einander auf Augenhöhe begegnen», sagte sie der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag). Sie wünsche sich eine «Kopftuchkonferenz», um das Thema offen zu besprechen.

Mitte März hatte das Bundesverfassungsgericht ein pauschales Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen als verfassungswidrig abgelehnt. Das Urteil führte bundesweit zu einer Debatte. Die katholische Kirche begrüßte es als «starkes Signal für die Glaubens- und Bekenntnisfreiheit». Zuletzt hatten Schulleiter und Juristen kritisiert, die Neutralität der Schulen müsse nun neu ausgehandelt werden. Der Konflikt werde an die Schulen verlagert.

Zeynelabidin warnte davor, dass Lehrerinnen mit Kopftuch den Schülerinnen signalisieren könnten, dass es unter ihnen «gute» und «schlechte» Mädchen gebe. «Das Kopftuch ist eine Schande für den Islam», sagte die frühere Vorsitzende des Islamischen Frauenvereins Cemiyet-i Nisa. Der Islam sei «mehr als ein Stück Stoff, das zu einem grotesken Politikum geworden ist». Das pauschale Kopftuchverbot an Schulen sei indes ebenso «eine Schande für die Demokratie» gewesen, denn jede Frau könne gute Gründe haben, das Kopftuch zu tragen. (KNA)

Lesen Sie hierzu auch Emel Zeynelabidins Artikel Das Kopftuch ist kein Gradmesser für Gläubigkeit auf Qantara.de.