Türkischer Präsident Erdogan: USA werden nach Rückzug aus Atomdeal "am Ende verlieren"

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die USA nach ihrem Rückzug aus dem Atomabkommen mit dem Iran vor einer Beschädigung ihrer eigenen Interessen gewarnt. "Am Ende werden die USA verlieren", sagte Erdogan in einem Dienstagabend teilweise veröffentlichten CNN-Interview. "Der Iran wird niemals Kompromisse machen bei dieser Vereinbarung und wird sich an diese Vereinbarung halten bis zum Ende."

Erdogan kritisierte in dem Interview mit dem US-Sender, das komplett am Mittwoch gesendet werden sollte, scharf den Bruch des Atomabkommens von 2015. "Dies ist nicht, wie internationale Mechanismen funktionieren", sagte er. Internationale Vereinbarungen könnten nicht "nach Lust und Laune annulliert werden", mahnte er. "Wenn ein Dokument deine Unterschrift trägt, musst du es respektieren."

Erdogan äußerte zudem die Sorge vor einer weiteren Eskalation in der ohnehin konfliktgeplagten Region. "Wir brauchen keine neuen Krisen in der Region", sagte Erdogan. Auch wenn die USA als wichtiger Ölproduzent von steigenden Ölpreisen profitieren könnten, würde die Weltwirtschaft darunter leiden. "Viele arme Länder werden noch härter und tiefer getroffen werden", warnte der türkische Staatschef.

Ungeachtet des umstrittenen Rückzugs der USA aus dem Atomabkommen mit Teheran will die Türkei wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Iran ausweiten. Bei einem Telefonat des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan mit seinem Amtskollegen Hassan Rohani hätten beide Seiten über einen Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen gesprochen, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag unter Berufung auf Quellen im Präsidialamt in Ankara. Erdogan habe bekräftigt, dass er den Rückzug der USA aus dem Atomabkommen für "nicht richtig" halte.

US-Präsident Donald Trump hatte den Rückzug aus dem Abkommen am Dienstag verkündet und neue Iran-Sanktionen angekündigt. Der Iran war im vergangenen Jahr der zweitgrößte Erdgas- und der drittgrößte Öl-Lieferant für die Türkei. Das Handelsvolumen zwischen den beiden Staaten ist in den vergangenen Jahren gewachsen.

Zu Jahresbeginn war in New York der frühere Vizechef der staatlichen türkischen Halkbank wegen Verstoßes gegen US-Sanktionen gegen den Iran schuldig gesprochen worden. Das Strafmaß soll noch in diesem Monat verkündet werden. Erdogan hatte den Prozess scharf kritisiert. (AFP/dpa)