Türkischer Ministerpräsident Davutoğlu gegen «christliche Festung Europa»

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu hat den Beitrag der Europäischen Union zur Bewältigung der Flüchtlingskrise als viel zu gering kritisiert. Die EU habe einen "lächerlich geringen Anteil" an den Maßnahmen zur Bewältigung der weltweiten Flüchtlingskrise, schrieb in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montagsausgabe). Sein Land hingegen habe allein aus Syrien und dem Irak mehr zwei Millionen Menschen aufgenommen und damit "auf wirksame Weise eine Pufferzone zwischen dem Chaos und Europa" hergestellt.

Davutoğlu kritisierte in diesem Zusammenhang auch den geringen finanziellen Beitrag, den die EU bisher zur Unterstützung der Türkei geleistet habe. Es gebe offenbar den "bequemen Reflex", die Probleme auf die Schultern der Türkei zu laden und eine "christliche Festung Europa" zu errichten. Das könne zwar "jenen reizvoll erscheinen, die nichts von der europäischen Geschichte verstanden haben, aber dies wird nicht funktionieren", warnte der türkische Regierungschef in seinem Beitrag. Ein solches Vorgehen widerspreche auch europäischen Werten.

Die Türkei als EU-Beitrittskandidat könne sich nicht vorstellen, dass ein solches Verhalten von der Mehrheit der Europäer gutgeheißen werde, schrieb Davutoğlu in der "FAZ". Für Europa sei es an der Zeit, beim Thema Einwanderung endlich gemeinsam zu handeln. Die Türkei sei zu einer abgestimmten Zusammenarbeit mit "unseren europäischen Partnern" in dieser Frage bereit.

In der EU wird derzeit erbittert über die Verteilung der Flüchtlinge gestritten. Der Versuch der EU-Kommission, die wachsende Zahl der Flüchtlinge über verpflichtende Quoten auf alle Mitgliedstaaten zu verteilen, ist bisher am Widerstand einer Reihe von Ländern gescheitert. (KNA/AFP)

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