Türkischer Außenminister Mevlü Cavusoglu: Hagia Sophia ist innertürkische Angelegenheit

In der Debatte um die Hagia Sophia äußert die Türkei scharfe Kritik an Griechenland. Die Griechen täten so, als gehörten ihnen Istanbul und die Hagia Sophia, sagte der türkische Außenminister Mevlü Cavusoglu im Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Montag), und: "Athen kann uns keine Anweisungen erteilen."

Es handele sich um eine innertürkische Angelegenheit, betonte Cavusoglu. "Wir werden nichts tun, was wir nicht erklären können. Sultan Mehmet Fatih hat Konstantinopel 1453 erobert und aus der Hagia Sophia eine Moschee gemacht; Stiftungsdokumente belegen das."

Die im sechsten Jahrhundert erbaute Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit), damals die größte Kirche der Welt, wandelten die Osmanen nach der Eroberung Konstantinopels (heute Istanbul) 1453 in eine Moschee um. Unter dem Republikgründer Mustafa Kemal ("Atatürk") wurde sie 1934 zum Museum erklärt.

Am 2. Juli will das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei über den künftigen Status des Gebäudes entscheiden. Daran gibt es Kritik unter anderem aus Russland und Griechenland. Die Denkmalschutzvereinigung hatte bereits früher Vorstöße unternommen, um eine Rückumwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zu erreichen; diese blieben aber erfolglos.

Zuletzt warb der armenisch-orthodoxe Patriarch von Konstantinopel Sahak II. Maschalian für einen Kompromiss. Er schlug vor, die einstige Kirche und spätere Moschee in ein Gotteshaus für Muslime und Christen zu verwandeln.

Die Hagia Sophia gehört zu den berühmtesten Gebäuden der christlichen und auch der islamischen Religionsgeschichte. Unter Kaiser Justinian wurde sie von 532 bis 537 erbaut. Das Werk der Architekten Isidoros von Milet und Anthemios von Tralleis wurde zum grundlegenden Modell späterer religiöser Bauwerke.

Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 wandelte Sultan Mehmet II. die damalige Hauptkirche des orthodoxen Christentums in eine Moschee um. Im Innenraum ersetzten muslimische Insignien die christlichen; Ikonen wurden entfernt und Mosaike mit Putz bedeckt. Diese wurden erst im 20. Jahrhundert wieder freigelegt. Nach dem Ende des Osmanischen Reiches und der Ausrufung der Türkischen Republik wandelte der Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk die Moschee 1934 in ein Museum um. Bis heute fordern muslimische Fundamentalisten und Nationalisten, sie wieder zur Moschee zu machen. Die orthodoxen Kirchen insbesondere in Griechenland und Russland protestieren gegen diese Bestrebungen.

Die 55 Meter hohe Hauptkuppel der Hagia Sophia prägt das Erscheinungsbild im Zentrum Istanbuls mit. Die frühere Krönungskirche byzantinischer Kaiser wird durch mehrere Halb- und Nebenkuppeln abgestützt; vier Minarette bilden die Eckpunkte. Fensterreihen am Fuß lassen den Eindruck eines schwebenden Daches entstehen. (KNA)