Türkische Regierung: Vorbereitungen auf Syrien-Offensive gehen weiter

Entgegen anderslautenden Medienberichten hat die türkische Offensive gegen Kurdenmilizen in Nordsyrien am Mittwochvormittag zunächst nicht begonnen. Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar sagte bei einer Rede an einer Militärakademie in Istanbul der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge, die Vorbereitungen gingen weiter. «Unsere Anstrengungen für die Operation werden fortgesetzt.» Auch kurdische Quellen bestätigten den Beginn der Offensive zunächst nicht.

Die kurdische Autonomieverwaltung in der Region verkündete am Mittwoch eine dreitägige Generalmobilmachung. Angesichts der zunehmenden Drohungen der Türkei und ihrer syrischen «Söldner» würden alle aufgerufen, sich an die Grenze zu begeben, um in diesen «kritischen historischen Momenten» Widerstand zu leisten, hieß es in einer Erklärung. Kurden weltweit wurden aufgefordert, gegen die Offensive zu demonstrieren.

In einer Stellungnahme der von der Kurdenmiliz YPG dominierten Syrisch-Demokratischen Kräfte (SDF) hieß es am Morgen: «Alle Indizien - Informationen aus dem Feld und militärischer Aufbau auf der türkischen Seite der Grenze - deuten darauf hin, dass unsere Grenzregion von der Türkei und der mit ihnen verbundenen syrischen Opposition angegriffen wird.» Die SDF rief die «internationale Gemeinschaft und alle Ländern der internationalen Koalition gegen den IS» dazu auf, «ihrer Verantwortung nachzukommen und eine humanitäre Katastrophe zu verhindern».

Die Offensive soll sich gegen kurdische Truppen östlich des Flusses Euphrat richten. Die Kurdenmiliz YPG kontrolliert dort ein großes Gebiet an der Grenze zur Türkei. Ankara sieht in der Miliz eine Terrororganisation. Die YPG ist zugleich ein wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Die USA haben jedoch ihre Truppen aus dem betroffenen Grenzgebiet abgezogen.

Wann die Offensive beginnen soll, blieb weiter unklar. Die Türkei wolle «in Kürze» in Nordsyrien einmarschieren, schrieb der Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Fahrettin Altun, in einem in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichten Meinungsbeitrag in der «Washington Post».

Unterdessen zeigt sich Syrien entschlossen, gegen die geplante Offensive der Türkei im Norden des Bürgerkriegslandes vorzugehen. Bei den «rücksichtslosen Erklärungen und feindlichen Absichten des türkischen Regimes» handele es sich um einen offenen Verstoß gegen die Souveränität des Landes, hieß es aus dem Außenministerium in Damaskus, wie die staatliche Agentur Sana am Mittwoch meldete. Syrien bekräftige seinen Willen, sich der «Aggression» entgegenzustellen.

Das «feindselige Verhalten des Erdogan-Regimes» zeige die Expansionsbestrebungen der Türkei, hieß es weiter. Zugleich beschuldigte Syriens Regierung die Kurden, sie trügen die Verantwortung für die Ereignisse, weil sie sich den US-Amerikanern ausgeliefert hätten.

Auch Irans Präsident Hassan Rohani hat an die Türkei appelliert, ihre Entscheidung über eine Militäroffensive in Nordsyrien zu überdenken. Er verstehe die Sorgen der Türkei bezüglich der Sicherheit ihrer südlichen Grenzen, aber Ankara sollte aufpassen, dafür nicht den falschen Weg zu wählen, sagte Rohani bei einer Kabinettssitzung am Mittwoch in Teheran. (dpa)