Türkische Notenbank forciert Kampf gegen Inflation mit kräftiger Zinserhöhung

Istanbul. Nach dem Wachwechsel an der Spitze hat die türkische Notenbank den Kampf gegen die Inflation mit einer kräftigen Zinserhöhung forciert.

Sie hob den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag auf 15,0 von bislang 10,25 Prozent an. Sie gelobte zugleich, entschlossen am Straffungskurs festzuhalten, um die Inflation in Schach zu halten. Staatschef Recep Tayyip Erdogan, eigentlich ein Gegner höherer Zinsen, hat sich zuletzt offen für einen geldpolitisch härteren Kurs gezeigt und seinen Vertrauten Naci Agbal zum Zentralbankchef ernannt.

Die Währungshüter sehen sich mit einer Teuerungsrate im zweistelligen Prozentbereich konfrontiert, zugleich hat die türkische Lira 2020 einen Sinkflug hingelegt - zum Dollar büßte sie dieses Jahr 27 Prozent an Wert ein.

Die Währung legte nach dem an den Finanzmärkten weitgehend erwarteten Zinsschritt zunächst zu, gab danach einen Teil ihrer Gewinne aber wieder ab. Das Auf und Ab der Lira in den vergangenen Wochen habe bei den Investoren ein Wechselbad der Gefühle ausgelöst, erläutert Oliver Harvey von der Deutschen Bank. Da sei es nicht verwunderlich, dass die Marktteilnehmer an der Lira als attraktivem Handelsobjekt zweifelten.

Im Oktober waren die Investoren noch auf dem falschen Fuß erwischt worden, als die Notenbank die Füße still hielt und trotz der Währungskrise den Zins nicht anhob. Im September hatte sie hingegen überraschend eine Erhöhung beschlossen. Nun gelobte die Notenbank, auf Prinzipien wie Transparenz und Berechenbarkeit zu achten.

Noch am Vortag hatte Erdogan seine Abneigung gegen höhere Zinsen deutlich gemacht. Vor führenden Wirtschaftvertretern sagte er, Investoren dürften nicht dadurch “erdrückt” werden. Die Türkei solle sich wirtschaftlich auf Exporte, Produktion und Arbeitsplätze konzentrieren. Zugleich betonte er, der Kampf gegen Inflation habe oberste Priorität. Die Türkei werde Preis- und Haushaltsdisziplin wahren. (Reuters)