Tragikomödie "Green Book" gewinnt Haupt-Oscar für den besten Film

Überraschungssieger bei den Oscars: "Green Book", die Tragikomödie über die Rassendifferenzen in den USA, ist mit dem Hauptpreis für den besten Film ausgezeichnet worden. Das Werk von US-Regisseur Peter Farrelly setzte sich am Sonntagabend (Ortszeit) bei der Gala in Hollywood unter anderem gegen den Favoriten "Roma" des Mexikaners Alfonso Cuarón durch. 

Überraschend kam der Triumph von "Green Book" auch deshalb, weil der Film stark umstritten ist. Afroamerikanische Kritiker werfen den Machern vor, die zur Zeit der Rassentrennung angesiedelte Geschichte aus einer "weißen" Perspektive heraus zu erzählen.

Farrelly sagte jedoch bei Entgegennahme der Oscar-Trophäe, sein Film handle davon, wie "Liebe" die Differenzen zwischen den Menschen überwinde: "Wir sind alle die gleichen Menschen". Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film erzählt von einem afroamerikanischen Jazzpianisten, der mit einem italo-amerikanischen Fahrer in den sechziger Jahren in den Südstaaten auf Tournee unterwegs ist. Sie überwinden ihre gegenseitigen Vorurteile und freunden sich an. 

"Green Book" holte insgesamt drei Oscars. Mahershala Ali erhielt für seine Rolle als der Pianist Don Shirley den Preis als bester männlicher Nebendarsteller. Auch holte "Green Book" den Oscar für das beste Skript ohne Buchvorlage. 

Für den Favoriten Cuarón verlief der Abend aber keineswegs völlig enttäuschend. Der Mexikaner gewann mit "Roma" die drei wichtigen Preise für die Regie, die Kamera und das beste nicht-englischsprachige Werk. Sein Schwarz-Weiß-Film um eine indianische Haushälterin im Mexiko-Stadt der siebziger Jahre ist stark von Cuaróns Kindheitserlebnissen geprägt.

Wie seine Hauptfigur seien "70 Millionen Haushaltsbedienstete in der Welt" durch keinerlei Arbeitsrechte geschützt, sagte der Regisseur. Gedreht hatte er "Roma" für den Streamingdienst Netflix, für den die drei Oscars einen Riesenerfolg in seinem Wettbewerb mit der traditionellen Filmproduktionsbranche darstellen.

In der Sparte des fremdsprachigen Films stach "Roma" unter anderem Florian Henckel von Donnersmarcks "Werk ohne Autor" aus. Der deutsche Regisseur konnte also nicht an seinen Triumph von 2006 anknüpfen, als er mit dem Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" den Oscar gewonnen hatte. 

Den Preis für den besten Schauspieler in einer Hauptrolle holte Rami Malek für seinen Auftritt in "Bohemian Rhapsody", dem Film über die legendäre britische Rockband Queen. Der ägyptischstämmige US-Schauspieler spielt darin den 1991 an den Folgen von Aids verstorbenen Sänger Freddie Mercury. Malek setzte sich unter anderen gegen Christian Bale durch, der mit seiner Verwandlung in den früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney in "Vice" von vielen als Favorit gesehen worden war.

Eine faustdicke Überraschung war die Auszeichnung der Britin Olivia Colman als beste Hauptdarstellerin. Geehrt wurde sie für ihre Rolle als die britische Königin Anne aus dem 18. Jahrhundert in "The Favourite - Intrigen und Irrsinn". Als große Favoritin war ihre US-Kollegin Glenn Close ("Die Frau des Nobelpreisträgers") ins Rennen gegangen. Die 71-jährige Hollywood-Veteranin bleibt damit weiterhin ohne Oscar, obwohl sie bereits sieben Mal nominiert war.

Zu den musikalischen Höhepunkten der Show im Dolby Theatre gehörte gleich zu Beginn ein fetziger Auftritt von Queen. Die Band spielte ihre Klassiker "We Will Rock You" und "We Are The Champions". Den Part von Freddie Mercury übernahm dabei der US-Sänger Adam Lambert, der seit einigen Jahren mit zwei der ursprünglichen Band-Mitglieder auf Tour geht.

Den romantischen Gegenakzent zu Queen setzten Lady Gaga und Bradley Cooper, die inbrünstig den Hit "Shallow" aus dem Musikfilm "A Star Is Born" vortrugen. Lady Gaga bekam für das Lied auch einen Oscar. (AFP)