Tempelberg in Jerusalem wegen Corona-Krise geschlossen - Palästinenser verhängen zweiwöchige Ausgangssperre

Aus Angst vor einer Ausbreitung des Coronavirus ist der Tempelberg in Jerusalem am Sonntag bis auf Weiteres geschlossen worden. Das teilten die zuständigen Religionsbehörden mit. Die Muslime wurden in einer am Abend verbreiteten Mitteilung um Verständnis für diese Entscheidung gebeten. Sie sollten zunächst zu Hause beten.

Zuvor war bereits die Al-Aksa-Moschee in Jerusalems Altstadt, die drittheiligste Stätte des Islams, geschlossen worden. Man habe als Vorsichtsmaßnahme auch den Felsendom gesperrt, hieß es.

Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Juden ist der Ort ebenfalls heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Die Klagemauer ist ein Überrest des im Jahre 70 zerstörten Tempels und ist die heiligste Stätte der Juden.

Unterdessen hat Israels Oberstes Gericht die Forderung nach einer Verschiebung des jüdischen Pessachfests wegen der Corona-Pandemie abgelehnt. Der zuständige Richter wies am Sonntag die Forderung zurück, aufgrund der Krise ein außerordentliches Schaltjahr auszurufen. Für einen solchen Schritt fehle es an rechtlichen Mechanismen, begründete er seinen Entscheid.

Der Richter lehnte den Antrag wegen fehlender Autorität des Gerichts ab. Ferner sei die Forderung des Antragstellers nach jüdischem Religionsrecht unbegründet.

Der Antragsteller argumentierte laut dem Urteil mit dem gegenwärtigen Ausnahmezustand. Eine Verschiebung von Pessach durch ein Schaltjahr sei "Erste Hilfe" für jene, die isoliert und unter Quarantäne stehen und entsprechend das Fest nicht ordnungsgemäß feiern könnten. Ferner könnten die Einschränkungen durch das Coronavirus die Beschaffung von Lebensmitteln erschweren, die den strikten Speisevorschriften für das Fest entsprechen.

Wegen der Coronavirus-Pandemie hat die palästinensische Autonomiebehörde inzwischen eine zweiwöchige Ausgangssperre verhängt. Von Sonntagabend an müssten sich die Menschen an eine verpflichtende Quarantäne halten und dürften ihre Häuser nicht mehr verlassen, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Wafa aus einer Verordnung der Behörden. Die Ausgangssperre gilt demnach nicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen sowie von Bäckereien, Apotheken und Lebensmittelgeschäften.

"Bewohner von Dörfern und Flüchtlingslagern ist es nicht erlaubt, in die Stadtzentren zu pendeln", heißt es laut Wafa in der Verordnung. In Ramallah bildeten sich nach der Verkündung der Ausgangssperre lange Schlangen vor Supermärkten.

Im von Israel besetzten Westjordanland gibt es 57 nachgewiesene Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus. Inzwischen wurden auch zwei Fälle in dem von der radikalislamischen Hamas regierten Gazastreifen gemeldet.

Angesichts der Corona-Krise bietet Qatar den Palästinensern im Gaza-Streifen Hilfe im Volumen von 150 Millionen Dollar an. Das Geld sei zur Abfederung der Folgen der Virus-Krise, heißt es auf dem Twitter-Kanal der Nachrichtenagentur QNA. (dpa/AFP/KNA)