Tandems aus Rabbinern und Imamen - Juden und Muslime radeln gemeinsam gegen Hass und Gewalt

Juden und Muslime wollen am 24. Juni gemeinsam durch Berlin radeln. Der Fahrradcorso vom Holocaust-Denkmal zum Bebelplatz soll ein Zeichen gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit setzen.

Juden und Muslime rufen für den 24. Juni zu einem gemeinsamen Fahrradcorso gegen Hass und Gewalt in Berlin auf. Unter dem Motto «Gemeinsam Antisemitismus und Islamfeindlichkeit entgegenlenken» werden mindestens 25 gemischt besetzte Tandems aus Juden und Muslimen radeln. Die Route führt vom Holocaust-Mahnmal zum Bebelplatz, dem Ort der Bücherverbrennung 1933, wie der Verein Leadership Berlin am Donnerstag in der Hauptstadt ankündigte. Dem Corso könnten sich alle Berliner auf dem eigenen Fahrrad anschließen, die ebenfalls ein Zeichen für ein friedvolles Miteinander in einer pluralen Gesellschaft setzen wollen.

Zu den Initiatoren und Teilnehmern des Fahrradcorsos gehören unter anderen der muslimische Theologe und frühere Vorsitzende der Berliner Sehitlik-Moschee, Ender Cetin, und Rabbiner Elias Dray von der Israelitischen Kultusgemeinde im bayerischen Amberg. Beide besuchen als Tandem im Rahmen des 2013 von Leadership Berlin gegründeten Bildungs- und Begegnungsprojektes «meet2respect» regelmäßig gemeinsam Berliner Schulklassen mit mehrheitlich muslimischen Schülern und leisten dort Aufklärungsarbeit. Ein weiteres Tandem bilden die Berliner Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement, Sawsan Chebli (SPD), und der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde Berlin, Sigmount Königsberg.

«Wir Imame und Rabbiner sollten mit guten Beispiel vorangehen», sagte Cetin: «Indem wir als Muslime aus Religion, Sport, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft explizit mit unseren jüdischen Pendants auf Tandems durch die Stadt fahren, setzen wir gerade auch ein Zeichen in die muslimische Community, dass wir Antisemitismus nicht dulden und mit dieser symbolhaften Aktion etwas entgegensetzen.»

Den Rechtspopulisten dürfe nicht die Möglichkeit gegeben werden, die Gesellschaft zu spalten, sagte Rabbiner Elias Dray. Er finde es wichtig, dass Juden und Muslime sich nicht gegeneinander aufhetzen lassen. Bei allen Unterschieden gebe es doch auch viele Gemeinsamkeiten. Dray plädierte auch dafür, die gemeinsamen Besuche von jüdischen und muslimischen Geistlichen in Schulklassen bundesweit auszubauen.

Die Leiterin des Begegnungsprojektes und frühere Brandenburger Verfassungsschutzchefin Winfriede Schreiber sieht eine verstärkte Notwendigkeit, Ausgrenzungen entgegen zu wirken. «Wenn wir effektiv gegen Rassismus und Diskriminierung vorgehen wollen, müssen wir die Widerstandskräfte in der Zivilgesellschaft wecken», sagte Schreiber. Dafür sei neben Repression diese Art von Prävention wichtig.

Kooperationspartner der Tandemtour sind nach Angaben von Leadership die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, das Zentrum für Antisemitismusforschung, das Jüdische Museum Berlin, das Violence Prevention Network und die Lange Nacht der Religionen. Die bislang letzte Tandemtour durch Berlin mit Rabbinern und Imamen fand 2015 statt. Während des Evangelischen Kirchentages vor einem Jahr gab es zudem einen Fahrradcorso mit religiös und weltanschaulich gemischten Teams. (epd)