Taliban verkünden dreitägige Waffenruhe zum Ramadan-Ende

Zum Ende des Ramadans sollen die Waffen in Afghanistan für einige Tage schweigen. Doch bis zu einem Frieden am Hindukusch ist es noch ein weiter Weg.

Die militant-islamistischen Taliban haben kurz vor Ende des Fastenmonats Ramadan für das Fest Eid al-Fitr eine dreitägige Waffenruhe angekündigt. Sie forderten ihre Anhänger auf, keine Angriffe gegen den «Feind» auszuführen, wie es in einer offiziellen Mitteilung am Samstag hieß.

US-Außenminister Mike Pompeo begrüßte die Ankündigung. «Wir haben hart auf diesen Moment hingearbeitet», erklärte er am Sonntag. Pompeo rief die Taliban und die afghanische Regierung auf, auch nach dem Eid-Fest auf Gewalt zu verzichten. Diese sei kontraproduktiv und verlängere nur das Leid der afghanischen Bevölkerung. Die US-Regierung stehe weiter zu dem mit den Taliban geschlossenen Abkommen und hoffe auf baldige innerafghanische Friedensverhandlungen. «Wir hoffen, dass diese Waffenruhe Vertrauen bilden kann», sagte er.

Der amerikanische Afghanistan-Gesandte Zalmay Khalilzad sprach von einer «wichtigen Chance», dem Friedensprozess Schwung zu geben. Diese Chance dürfe nicht ungenutzt verstreichen, mahnte er am Samstag auf Twitter. Nun müssten «sofort» die nächsten Schritte eingeleitet werden: die Freilassung von Taliban-Gefangenen, eine Reduzierung der Gewalt und die Terminierung innerafghanischer Friedensverhandlungen.

Auch Präsident Ashraf Ghani begrüßte die Ankündigung der Taliban. Er habe die afghanischen Streitkräfte angewiesen, ebenfalls die Waffen schweigen zu lassen und sich nur gegen Angriffe zu verteidigen, schrieb Ghani auf Twitter. Am Sonntag kündigte Ghani an, seine Regierung wolle die Freilassung gefangener Talibankämpfer beschleunigen. Er ordnete daraufhin die Freilassung von bis zu 2.000 Gefangenen als «Geste des guten Willens» an. Bisher setzte die Regierung mindestens 1.000 Taliban auf freien Fuß. Er forderte die Taliban in seiner Botschaft zum Eid-Fest ihrerseits auf, alle ihre Gefangenen freizulassen.

Bundesaußenminister Heiko Maas und seine Kollegen aus Indonesien, Norwegen, Qatar und Usbekistan begrüßten die von den Taliban angekündigte Waffenruhe und die entsprechende Antwort der Regierung in Kabul. «Die Waffenruhe ist ein positiver Schritt nach vorne, der Hoffnung macht», heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Minister. Die Konfliktparteien wurden ermutigt, in den kommenden Tagen und Wochen weitere Schritte zu unternehmen, um den Konflikt in Afghanistan zu beenden.

In der östlichen Provinz Laghman wurden am Sonntag nach Regierungsangaben vier Zivilisten durch Mörserbeschuss getötet. Weitere sieben wurden verletzt, wie ein Sprecher des Provinzgouverneurs mitteilte. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden.

Der Konflikt in Afghanistan drohte nach einer Anschlagsserie jüngst zu eskalieren. Ghani hatte nach Anschlägen auf eine Klinik sowie eine Trauerfeier mit Dutzenden Toten am 12. Mai erneute Offensiven gegen Terrorgruppen angekündigt. Die Taliban interpretierten dies als Kriegserklärung. Zum Anschlag auf die Geburtsklinik hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt.

Am 29. Februar hatten die USA mit den Taliban ein Abkommen unterzeichnet, das einen schrittweisen Abzug internationaler Truppen vorsieht. Die Regierung in Kabul war nicht daran beteiligt, weil die Taliban direkte Gespräche mit ihr abgelehnt hatten. Die Vereinbarung sieht einen Gefangenaustausch vor und soll den Weg für Friedensgespräche ebnen. Bis zu 5.000 inhaftierte Taliban sollten im Tausch gegen 1.000 von den Rebellen festgehaltene Gefangene freikommen. Die afghanische Regierung hatte die Freilassungen Anfang Mai gestoppt. (dpa)