Taliban stoppen Solidaritätsdemo afghanischer Frauen für Iran-Proteste gewaltsam

Kabul. Sicherheitskräfte der radikalislamischen Taliban haben am Donnerstag eine Solidaritätskundgebung afghanischer Frauen für die Proteste im Iran gewaltsam aufgelöst. Wie AFP-Journalisten berichten, riefen die rund 25 Frauen vor der Botschaft des Iran den auch bei den dortigen Protesten verwendeten Slogan "Frauen, Leben, Freiheit" und trugen Transparente mit Sätzen "Der Iran ist aufgestanden, jetzt sind wir dran" und "Nein zur Diktatur".



Die Demonstration dauerte etwa 15 Minuten, bevor Taliban-Einsatzkräfte sie gewaltsam auflösten. Sie schossen in die Luft, nahmen den Demonstrantinnen ihre Transparente weg und zerrissen sie. Die demonstrierenden Frauen, von denen einige ihr Gesicht mit Sonnenbrillen und Atemschutzmasken bedeckten, hoben die Reste der Transparente auf, formten daraus Papierkugeln und bewarfen die Taliban damit.



Die anwesenden Taliban befahlen anwesenden Journalisten, Fotos und Videos der Demonstration von ihren Geräten zu löschen. Seit der Machtübernahme der Taliban im vergangenen August haben Frauenrechtlerinnen vereinzelt Proteste in Kabul und anderen Städten organisiert. Damit verstießen sie gegen eine Reihe harter Einschränkungen, die die Taliban gegen afghanische Frauen verhängt hatten. Die Taliban lösten mehrere der Versammlungen gewaltsam auf und bedrängten Journalisten, die darüber berichteten.



Nach ihrer Rückkehr an die Macht in Afghanistan im August 2021 hatten die Taliban zwar ein gemäßigteres Vorgehen als während ihrer Herrschaft in den Jahren 1996 bis 2001 versprochen. Seither wurden jedoch insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen massiv eingeschränkt. So ist Mädchen und jungen Frauen fast im ganzen Land der Besuch weiterführender Schulen untersagt.



Im Iran gehen seit rund zwei Wochen Menschen in mehreren Städten auf die Straße, nachdem die 22-jährige Mahsa Amini infolge ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei unter ungeklärten Umständen verstorben war. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo wurden bei den Protesten schon mindestens 76 Menschen getötet.