Straße von Hormus: Nadelöhr des weltweiten Ölhandels

Mehrere Zwischenfälle mit Handelsschiffen nahe der Meerenge von Hormus haben in den vergangenen Monaten den Blick auf diese wichtige Seestraße gelenkt.

Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert. Eine Sperrung dieses strategisch wichtigen Nadelöhrs würde den Ölpreis in die Höhe treiben mit katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft. Schon die jüngsten Vorfälle sorgten daher für Nervosität an den Ölmärkten.

Angesichts des Streits um das internationale Atomabkommen mit dem Iran und der Wirtschaftsblockade der USA hat Teheran wiederholt gedroht, die Seestraße zu blockieren. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist nur 50 Kilometer breit. Auch wenn die iranische Marine den USA militärisch nicht gewachsen ist, wäre es nicht schwer für sie, eine Durchfahrt durch Seeminen zu blockieren.

Die Meerenge von Hormus ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute. Auf den Inseln Hormus und Keschm errichteten die Portugiesen im 16. Jahrhundert Festungen und Handelsstützpunkte. Heute sind die iranischen Inseln wegen ihrer dramatischen Felsformationen und Mangrovenwälder beliebte Touristenziele. Weitere Inseln in der Mitte der Seestraße sind zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstritten.

Seit Mai hat eine Reihe von Vorfällen die Spannungen in der Region verschärft. Am 12. Mai meldeten die Emirate "Sabotageakte" gegen vier Handelsschiffe vor ihrer Küste. Einen Monat später wurden zwei Öltanker im Golf von Oman attackiert, nachdem sie die Meerenge von Hormus passiert hatten. Die USA machten die Revolutionsgarden für die Vorfälle verantwortlich. Teheran bestritt jede Verwicklung.

Am 20. Juni schossen die iranischen Revolutionsgarden dann eine US-Aufklärungsdrohne über der Straße von Hormus ab. Der Vorfall brachte die beiden Länder an den Rand eines Krieges, und US-Präsident Donald Trump stoppte einen Vergeltungsangriff erst in letzter Minute. Schon Anfang Mai hatten die USA unter Verweis auf eine Bedrohung durch den Iran und verbündete Milizen einen Flugzeugträger in die Golfregion beordert.

Angesichts der jüngsten Vorfälle kündigten die USA am Dienstag an, eine internationale Militärkoalition anzustreben zum Schutz von Öltankern in der Seestraße von Hormus und der Meerenge Bab al-Mandab zwischen dem Roten und dem Arabischen Meer. Demnach sollen Öltanker von der jeweiligen Marine des Landes eskortiert werden, unter deren Flagge sie fahren. Auch Deutschland ist aufgerufen, sich zu beteiligen.

Nur einen Tag nach der Ankündigung der USA schien ein Vorfall in der Meerenge von Hormus die Gefahren für die Handelsschifffahrt zu bestätigen: Nach Angaben Großbritanniens musste eine britische Fregatte intervenieren, um drei Schnellboote der Revolutionsgarden abzudrängen, die einen britischen Öltanker an der Weiterfahrt "hindern" wollten. Die Revolutionsgarden bestritten, dass es einen solchen Vorfall gegeben habe. (AFP)