Scheich der Al-Azhar wirbt für interreligiöse Zusammenarbeit

Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Moschee Ahmad Mohammad Al-Tayyeb hat zu Zusammenarbeit religiöser Institutionen für einen gemäßigten Diskurs und gegen Extremismus weltweit aufgerufen. Dieser Brückenbau sei für die Menschheit dringend notwendig, sagte er laut arabischen Medienberichten bei einem Treffen mit dem neuen päpstlichen Nuntius in Ägypten, Erzbischof Nicolas Thevenin.

Der Vatikan und die sunnitische Lehrinstitution Al-Azhar stünden vor denselben Problemen und teilten dieselben Sorgen mit Blick auf die Wiederbelebung von Religion, so der Scheich. Daher müsse eine allgemeine Strategie definiert werden, bei der Menschlichkeit an oberster Stelle stehe. Religiöse und wissenschaftliche Institutionen müssten gemeinsam die Stimme von Religion, Weisheit und Brüderlichkeit unter den Menschen erheben.

Erzbischof Thevenin lobte laut den Berichten die gemeinsamen Anstrengungen von Al-Tayyeb und Papst Franziskus für eine Kultur des Dialogs und den Einsatz für ein friedliches Zusammenleben. Ferner verwies er auf die herausragende Rolle von Religionswissenschaftlern bei der Verbreitung von religiöser Toleranz und im Kampf gegen Extremismus. Gleichzeitig sei es Aufgabe aller, von den Lehren der Religion auszugehen, an der Moral festzuhalten und im Internet verbreitete Inhalte kritisch zu prüfen. Die elektronische Welt sei voller Irrtümer und destruktiver Ideen.

Ranghohe Islam-Vertreter aus 46 Ländern tagen derzeit bis Dienstag unter der Schirmherrschaft von Präsident Abdel Fattah Al-Sisi unter anderem zur Frage der Toleranz im Islam und dem Vorgehen gegen extremistisches Gedankengut, wie ägyptische Medien berichten.

Zu den Themenkreisen gehören demnach eine Erneuerung des religiösen Diskurses, die Widerlegung von Fehlvorstellungen des Islam, Frauen- und Familienfragen sowie die Rolle religiöser, akademischer und internationaler Einrichtungen. An der Konferenz nehmen neben Al-Sisi und dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Moschee Ahmad Mohammad Al-Tayyeb auch Vertreter des ägyptischen Ministeriums für religiöse Stiftungen (Awqaf) sowie der ägyptischen Fatwa-Behörde teil.

Die Al-Azhar-Moschee ist älteste Moschee Kairos und eines der bedeutendsten islamischen Gotteshäuser Ägyptens. Angegliedert ist eine Universität mit heute rund 20.000 Studienplätzen, die zu den wichtigsten Lehrautoritäten des sunnitischen Islam zählt. (KNA)