Salafisten rekrutieren immer mehr weibliche Anhänger

Gewaltbreite Salafisten rekrutieren ihre Anhänger zunehmend auch unter Frauen. Etwa 15 Prozent der 2.900 extremistischen Islamisten in Nordrhein-Westfalen seien weiblich, erklärte Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Dienstag im Gleichstellungsausschuss des Landtags. Frauen seien im Salafismus in erster Linie für die Vermittlung von Familienwerten und Normvorstellungen verantwortlich. Zu ihren Aufgaben zählten die "moralisch-ideologische sowie die logistische Unterstützung", sagte Jäger. Auch gebe es immer mehr Familien, die zur salafistischen Szene gerechnet würden.

In den letzten Jahren seien Frauen bei den Salafisten überwiegend zur Verbreitung von Propaganda, zur Indoktrinierung und Rekrutierung neuer Anhänger eingesetzt worden, so der Minister. Inzwischen beteiligten sich weibliche Islamisten aber auch an der Schleusung von dschihadistischen Kämpfern nach Syrien und in den Irak. Zudem leisteten sie logistische und finanzielle Unterstützung in den Kampfgebieten.

Der Salafismus übt nach Einschätzung des NRW-Verfassungsschutzes auf Frauen eine "große Anziehungskraft" aus. Die Vorstellung, den "wahren Islam der frommen Altvorderen" zu verbreiten und damit als Teil einer auserwählten Gruppe zu agieren, deren Bemühungen mit dem Paradies belohnt würden, wirke "geschlechterübergreifend aktivierend", sagte Jäger. Zudem erlebten sie Kleidung und Jargon der Szene als "eine Art identitätsstiftende Jugendkultur".

Neben Treffen in Moscheen und Privaträumen beobachte der Verfassungsschutz bei Salafistinnen immer häufiger Aktivitäten in sozialen Netzwerken. Über das Internet erteilten sie Koran-Unterricht in arabischer Sprache. Als "Ideologieproduzentinnen" organisierten sie online Spendensammlungen und Eheanbahnungen, so der Innenminister. "Ihrem Selbstverständnis zufolge leisten sie ihren Beitrag an der Missionierung für die islamische Gesellschaft."

Von den seit 2012 aus Deutschland in Kampfgebiete ausgereisten 910 Salafisten waren laut Verfassungsschutz 182 Frauen, also 28 Prozent. Von den 293 Rückgekehrten waren 16 weiblich (5,5 Prozent). Anders als bei Männern stehe bei ihnen als Ausreisemotiv nicht die Teilnahme an Kampfhandlungen, sondern "der Aufbau von Staat und Gesellschaft" im Vordergrund. Die Propaganda der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) locke Islamistinnen in die Kampfgebiete, wo sie "ein Leben ohne Diskriminierung und behördliche Schikane" erwarte. (KNA)