Sadr-Anhänger stürmen grüne Zone in irakischer Hauptstadt Bagdad

Bagdad. Anhänger des Schiiten-Führers Moktada Sadr sind am Mittwoch in die hochgesicherte grüne Zone Bagdads eingedrungen. Die Polizei versuchte sie unter Einsatz von Tränengas vor dem Parlament zu stoppen, ein AFP-Reporter vor Ort sah mindestens einen verletzten Demonstranten. Laut der Nachrichtenagentur INA drangen Demonstranten jedoch ins Parlament ein, auch Sicherheitskreise bestätigten, dass Demonstranten "das Parlament gestürmt" hätten.

Anlass war die Nominierung eines Ministerpräsidenten-Kandidaten durch das gegnerische Lager. Regierungschef Mustafa al-Kadhemi forderte die Demonstranten auf, die grüne Zone umgehend zu verlassen. Der Sadr-Block im Parlament hatte im Juni geschlossen seinen Rückzug erklärt. So sollte die anhaltende Blockade des im Oktober gewählten Parlaments aufgelöst werden.



Am Montag hatte eine Allianz pro-iranischer Schiiten, der sogenannte Koordinationsrahmen, den Ex-Minister und Ex-Gouverneur Schia al-Sudani als Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten aufgestellt. Dem Koordinationsrahmen gehört auch der ehemalige Ministerpräsident Nuri al-Maliki an, ein langjähriger Gegner Sadrs.



Seit den vorgezogenen Parlamentswahlen, aus denen Sadrs Bewegung als große Gewinnerin hervorgegangen war, beschränkt sich die amtierende Regierung darauf, die laufenden Geschäfte abzuwickeln. Seit Jahresbeginn scheiterte das Parlament in Bagdad bereits drei Mal an der Wahl eines neuen Staatsoberhauptes. Das Präsidentenamt im Irak, das für eine Dauer von vier Jahren vergeben wird, ist weitgehend repräsentativ. Solange es jedoch keinen neuen Präsidenten gibt, kann auch keine neue Regierung gebildet werden. In der grünen Zone haben das Parlament und viele ausländische Botschaften ihren Sitz. In der Vergangenheit gab es dort mehrfach Massenproteste. (AFP)