Russland fliegt erstmals seit März wieder Luftangriffe in Syrien

Russland hat Aktivisten zufolge das erste Mal seit einer im März beschlossenen Waffenruhe wieder Luftangriffe in Syrien geflogen. Die russische Luftwaffe habe am Dienstagabend und Mittwochmorgen das nordwestliche Grenzgebiet zwischen den Provinzen Hama, Idlib und Latakia angegriffen, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Der Nordwesten Syriens ist die letzte Hochburg islamistischer Milizen in dem Land.

Etwa die Hälfte der Provinz Idlib sowie Teile der angrenzenden Provinzen Hama, Aleppo und Latakia werden vom früheren Al-Kaida-Ableger Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und anderen islamistischen Milizen kontrolliert. Die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad kontrollieren hingegen mehr als 70 Prozent des Landes.

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Mit den Luftangriffen sollten den Aktivisten zufolge die islamistischen Milizen aus dem Gebiet entlang der strategisch wichtigen Autobahn M4 im Norden verdrängt werden. Russland und die Türkei führen dort häufig gemeinsame Patrouillen durch. Außerdem sollten die HTS-Miliz und ihre Verbündeten aus dem Gebiet Sahl al-Ghab im Norden der Provinz Hama verdrängt werden, wo syrische und russische Streitkräfte präsent sind.

Anfang März hatten die syrische Regierungsarmee und die russischen Truppen ihre Militäroffensive gegen Rebellen und Dschihadisten nach einer von Russland und der Türkei ausgehandelten Waffenruhe weitgehend eingestellt.

Die Türkei und Russland stehen im Syrienkonflikt auf unterschiedlichen Seiten. Moskau steht an der Seite der syrischen Regierungstruppen, deren Gegner werden teilweise von der Türkei unterstützt.

Die Militäroffensive von Assads Truppen gegen die letzten Hochburgen islamistischer Milizen hatte zwischen Dezember und März fast eine Million Menschen in die Flucht getrieben. Nach UN-Angaben sind seit Inkrafttreten der Waffenruhe rund 120.000 Menschen zurückgekehrt.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London stützt sich auf ein Netz von Aktivisten vor Ort. Von unabhängiger Seite können ihre Angaben kaum überprüft werden. (AFP)