«Runder Tisch der Religionen» diskutiert Gewalt im Islam

Der «Runde Tisch der Religionen» in Deutschland hat sich am Mittwoch mit der Gewalt im Islam befasst. Der Islam rechtfertige keine gewaltsamen Übergriffe, sagte der hessische Landesbeauftragte der Türkisch-Islamischen Union (Ditib), Selcuk Dogruer. Die Koranverse, die zum Kampf aufriefen, seien in einer historischen Situation der Bedrängnis entstanden und zielten nur auf Verteidigung. Auch die Gewährung der Religionsfreiheit könne sich auf den Koran stützen. Mit dem Korangebot, es dürfe keinen Zwang in der Religion geben, sei eine Mission im Islam ausgeschlossen.

In Dubai würden jedoch Gastarbeiter, die als Hausangestellte arbeiten, vom Hausherrn zum Übertritt in den Islam gezwungen, berichtete der ehemalige evangelische Pfarrer in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jens Heller. In den Emiraten müssten sich auch Nichtmuslime bei einem Verkehrsunfall nach Regeln der Scharia verurteilen lassen, die etwa Frauen benachteiligten. Auch gebe es internationale islamische Missionsorganisationen.

Die Mission dürfe nicht manipulieren und keinen Zwang anwenden, argumentierte Dogruer. Der Koran gehe von einer Vielfalt der Religionen aus. In den Golfstaaten geschehe nicht alles im Einklang mit dem Islam, sagte er. So würden Muslime unterdrückt, die nicht die Konfession der Herrscher teilten. In Mekka werde Alkohol verkauft, und in Syrien gelte ein anderes Erbrecht als im Koran vorgesehen. Die Religion sei ein mit kulturellen Traditionen verbundenes Konstrukt.

Salafisten in Deutschland seien keine ausschließlich religiöse Bewegung, sondern vielmehr eine soziale, sagte der Mitarbeiter des «Violence Prevention Network» (VPN), der Islamwissenschaftler und Pädagoge Talha Taskinsoy. Die Extremisten seien die «besseren Sozialarbeiter», weil sie sich um alle Belange von Orientierung suchenden Jugendlichen kümmerten und diese in eine Gemeinschaft aufnähmen. Dies sei ein vergleichbarer Mechanismus wie bei den Neonazis. Viele der vom Präventionsnetzwerk betreuten Jugendlichen würden von ihren Eltern weitgehend alleine gelassen, weil diese alleinerziehend seien oder ganz im Beruf aufgingen. Dazu kämen Ausgrenzungserfahrungen der Migrantenkinder, sagte Taskinsoy. (epd)

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