Richter setzen Pakistans Premier Sharif wegen Korruption ab

Beim ersten Mal wurde er aus dem Amt gedrängt, beim zweiten Mal wurde gegen ihn geputscht. Unterkriegen ließ sich Nawaz Sharif (67) davon nicht. 2013 wurde er zum dritten Mal Ministerpräsident von Pakistan. Nun hat ihn das Oberste Gericht wegen mangelhafter Vermögensnachweise des Amtes enthoben. Von Christine-Felice Röhrs

Jahrzehntelang hat Sharif die Politik des Landes mitbestimmt - im Guten wie im Bösen. Korruptionsvorwürfe hatten seine gesamte Karriere begleitet. Sein erstes Regierungsamt hatte Sharif unter Militärdiktator Zia ul-Haq inne. 1981 wurde er, damals erst 32 Jahre alt, Finanzminister in seiner Heimatprovinz Punjab. 1990 wurde Sharif zum ersten Mal Premierminister.

Diese erste Amtszeit dauerte bis 1993, als Sharif unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen von Militär und Präsident Ghulam Ishaq Khan zum Rücktritt gezwungen wurde. Doch bei der Wahl 1997 gewann Sharif erneut. Als Indien 1998 zum ersten Mal eine Atombombe testete, konterte Sharif mit einem eigenen Nukleartest. Es war der größte Schub für den lädierten Nationalstolz der Pakistaner seit der Teilung von Indien im Jahr 1947.

Mit dem Putsch durch Pervez Musharraf endete 1999 dann auch diese Amtszeit für Sharif. Der Armeechef drängte Sharif ins Exil. Als Musharrafs Stern sank, kehrte Sharif 2007 zurück. Mit dem fulminanten Wahlsieg, den er 2013 hinlegte, hatte kaum jemand gerechnet.

Interessanterweise hat der Chef der nach ihm benannten großen Partei Muslim-Liga Nawaz (PML-N) über die Jahre sowohl seinen Regierungsstil als auch seine Ansichten verändert. Aus einem erzkonservativen Politiker, der 1998 noch versucht hatte, eine Verfassungsänderung durchzusetzen, die alle Gesetze des Landes islamisiert hätte, ist ein Mann geworden, der sich 2016 zum Beispiel für den Schutz von Frauen einsetzte. Viele sagen, der Einfluss seiner Tochter Maryam sei dafür verantwortlich. Auch ihr wird nun Korruption vorgeworfen.

Sharifs Regierung riskierte auch Zusammenstöße mit den religiösen Massen des Landes, als sie mit dem Mörder des liberalen Gouverneurs Salman Taseer einen von Islamisten verehrten Mann hinrichten ließ.

Mit dem geplanten Multi-Milliarden-Wirtschaftskorridor zwischen China und Pakistan schuf Sharif riesige Hoffnungen auf eine Rettung der maroden Wirtschaft des Landes. Auch für regionalen Frieden hat er sich stark gemacht, vor allem mit Erzfeind Indien. Das mächtige Militär hat Sharif von diesem Annäherungskurs nie überzeugen können.

Sharifs Regierung hat aber auch riesige Probleme. Die schwere Energiekrise konnte bisher nicht gelöst werden. Die Wirtschaft ist marode, und die Zahl der Anschläge nimmt nach einer Ruhepause wieder tu. Die Beziehungen zu den USA sind eisgekühlt, weil Pakistan den USA zufolge weiter Terroristen unterstützt, unter anderem die Taliban und die Hakkani-Gruppe, die Afghanistan destabilisieren.

Nawaz Sharif stammt aus einer Industriellenfamilie mit Machtbasis in der mit mehr als 100 Millionen Menschen größten Provinz des Landes, Punjab. Ein Teil der Familie kümmert sich um das Wirtschaftsimperium, darunter auch beide Sharif-Söhne, ein anderer um die Politik. Sein Bruder Shahbaz ist Ministerpräsident von Punjab. (dpa)