"Reporter ohne Grenzen": 80 Journalisten im Jahr 2018 getötet

Gewalt und Repressionen gegen Journalisten haben laut einem Bericht zugenommen. 2018 wurden mindestens 80 Journalisten und Medienschaffende getötet, 15 mehr als im Vorjahr, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht von "Reporter ohne Grenzen". Krisengebiete seien besonders gefährlich. Zum Stichtag 1. Dezember kamen demnach in Afghanistan 15 Medienschaffende gewaltsam ums Leben, 11 in Syrien, 9 in Mexiko, 8 im Jemen und 6 in Indien. Mehr als die Hälfte (49) der Journalisten sei gezielt aufgrund ihrer Tätigkeit ermordet worden.

"Reporter ohne Grenzen" sprach von einem "erschreckenden Zeichen", dass 36 Journalisten außerhalb von Kriegsregionen ermordet wurden. Das sei vor allem in Mexiko der Fall. Viele Getötete dort hätten über Korruption und Drogenkriminalität berichtet und seien "unzureichend und ineffektiv" geschützt worden. "Viel zu oft können Täter und Auftraggeber damit rechnen, dass selbst Morde für sie folgenlos bleiben", kritisierte Vorstandssprecher Michael Rediske.

Weltweit säßen zudem 346 Journalisten aufgrund ihrer Arbeit im Gefängnis. Rund die Hälfte von ihnen in fünf Ländern: China, Ägypten, der Türkei, Iran und Saudi-Arabien. Etwa 150 der Inhaftierten seien keine professionellen Journalisten. In China seien einige "wegen eines bloßen Posts in sozialen Medien oder Messenger-Diensten festgenommen" worden. Viele Inhaftierte dort würden misshandelt, einige gefoltert, hieß es.

Weiter kritisiert der Bericht die Lage in Saudi-Arabien und die Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Kashoggi. Mindestens 28 weitere Medienschaffende säßen aufgrund ihrer Arbeit in Saudi-Arabien im Gefängnis. Viele seien unter Kronprinz Mohammed bin Salman seit Herbst 2017 festgenommen worden.

Von den 60 entführten Journalisten seien bis auf einen alle in der Gewalt von Gruppen im Nahen Osten, hieß es. Vor allem in Syrien, Irak und dem Jemen würden Journalisten festgehalten.

Die Organisation forderte einen UN-Sonderbeauftragen für den Schutz von Journalisten. Verbrechen gegen Medienschaffende sollten konsequent verfolgt und der "Kreislauf der Straflosigkeit" durchbrochen werden. Ein Sonderbeauftragter solle die "Bemühungen der verschiedenen UN-Institutionen zum Schutz von Journalisten koordinieren, bestehende völkerrechtliche Vorschriften durchsetzen und so die Zahl von Gewalttaten gegen Journalisten endlich wirksam verringern", hieß es. Zudem hätte er "Untersuchungsbefugnisse", was einen "gewissen öffentlichen Druck" ausüben könnte, wie Rediske am Dienstag im Morgenmagazin sagte.

Nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" hatte sich der Bundestag bereits im Sommer vergangenen Jahres hinter die Forderung der Organisation gestellt. Zwar gebe es bereits "eine ganze Reihe" von UN-Resolutionen für einen besseren Schutz für Journalisten vor allem in Konfliktgebieten, sie hätten aber bislang kaum konkrete Auswirkungen auf die Lage der Betroffenen, betonte "Reporter ohne Grenzen". (KNA)