Razzia und Festnahmen: Ägypten geht gegen Nachrichtenseite Mada Masr vor

Ägyptens autoritäre Führung ist gegen eines der letzten regierungskritischen Medien in dem nordafrikanischen Land vorgegangen. Die Nachrichtenseite Mada Masr berichtete über Twitter, Sicherheitskräfte in Zivil seien am Sonntag bei einer Razzia in ihre Kairoer Redaktion eingedrungen und hätten die Mitarbeiter rund drei Stunden festgehalten. Drei Mitarbeiter seien festgenommen, später aber wieder freigelassen worden, darunter Chefredakteurin Lina Attalah. Einem Anwalt sei der Zugang verwehrt worden.

Bereits am Samstag hatten Sicherheitskräfte einen anderen Redakteur der Nachrichtenseite festgenommen, wie diese meldete. Shadi Salat sei am Sonntagnachmittag wieder freigelassen worden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einer «gefährlichen Eskalation».

Mada Masr gehört zu den letzten wenigen Medien Ägyptens, die kritisch über die Regierung berichten. Damit findet die Nachrichtenseite international große Beachtung, da es in dem Land kaum noch eine freie Presse gibt. Die Seite selbst wird in Ägypten seit mehr als zwei Jahren blockiert, genauso wie andere regierungskritische Medien.

Am Samstag hatte Mada Masr berichtet, vier Sicherheitskräfte in Zivil hätten ihren 37 Jahre alten Mitarbeiter Shadi Salat in seiner Wohnung in Kairo festgenommen. Dessen Computer und Mobiltelefon seien beschlagnahmt worden. Einen Haftbefehl hätten die Sicherheitskräfte nicht gehabt. Es sei unklar, wohin sie Salat gebracht hätten. «Er hat nichts anderes getan, als Wörter zu benutzen, um über Neuigkeiten zu berichten», erklärte Mada Masr.

Die Nachrichtenseite hatte in dieser Woche berichtet, der Sohn von Präsident Abdel Fattah al-Sisi werde für eine längere Zeit an die ägyptische Botschaft in Moskau entsandt. Das käme einer Degradierung gleich. Mahmud al-Sisi hatte bisher eine führende Position im ägyptischen Geheimdienst inne. Im inneren Zirkel des Staatschefs habe sich jedoch die Meinung durchgesetzt, der Präsidentensohn habe eine Reihe von Aufgaben nicht angemessen erfüllt, meldete Mada Masr.

Ägyptens Führung geht immer wieder mit harter Hand gegen Kritiker und Oppositionelle vor. Menschenrechtsorganisationen zufolge sitzen Tausende Menschen aus politischen Gründen in Haft.  In Ägypten war es Ende September erstmals seit Jahren wieder zu größeren Protesten gegen Al-Sisi und die Regierung gekommen. Die Menschenrechtsorganisation Egyptian Commission for Rights and Freedoms (ECRF) berichtete, danach seien 4.300 Menschen festgenommen worden. Ihnen würden Proteste ohne Genehmigung, die Verbreitung von Falschinformationen und Missbrauch sozialer Medien vorgeworfen. (dpa)