Rashida Tlaib will starke Stimme gegen Trump sein

Schon vor den US-Wahlen am Dienstag steht fest: Eine der Kandidatinnen wird Geschichte schreiben. Rashida Tlaib, eine Tochter palästinensischer Immigranten, wird als erste Muslima in den Kongress einziehen. Dies ist bereits klar, weil die 42-jährige Kandidatin der oppositionellen Demokraten in ihrem Wahlbezirk keinen republikanischen Rivalen hat. Tlaib will im Repräsentantenhaus eine starke Stimme gegen Präsident Donald Trump sein, der Ressentiments gegen Muslime und Einwanderer schürt.

In ihrer Kandidatur wird die energische Anwältin aus dem Bundesstaat Michigan und frühere Regionalabgeordnete auch durch persönliche Motive angespornt: In Interviews berichtet sie, dass einer ihrer Söhne Angst habe, sich als Muslim zu erkennen zu geben. Dies sei das Resultat von Trumps Agitation gegen Minderheiten - "mein Sohn sollte stolz darauf sein, woher er kommt", sagt Tlaib.

Bereits während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 hatte sie lautstark gegen Trump protestiert. Zusammen mit anderen Frauen unterbrach Tlaib damals einen Auftritt des rechtspopulistischen Kandidaten und schrie ihn an, er solle die US-Verfassung lesen, bevor sie von Ordnern aus dem Saal gezerrt wurde. "Höfliches Verhalten" sei nicht die angemessene Antwort auf Trumps "hasserfüllte Rhetorik und Taktiken", begründete Tlaib die Aktion.

Ihre palästinensische Herkunft beschreibt die zweifache Mutter als eine der Wurzeln ihres politischen Engagements: "Mein Antrieb und meine Leidenschaft kommen teilweise daher." So erzählt sie oft davon, wie die israelischen Kontrollpunkte nahe des Wohnorts ihrer Verwandten im Westjordanland den Zugang der Palästinenser zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungen erschwerten.

Tlaib will aber nicht auf ihre muslimisch-palästinensische Herkunft eingegrenzt werden. Sie streitet nicht nur für die Muslime, sondern generell für die Rechte von Minderheiten und der Frauen. Als Vertreterin des linken Parteiflügels der Demokraten hat sie auch höhere Mindestlöhne und die Ausweitung staatlicher Sozialleistungen ganz oben auf ihre Agenda gesetzt.

Tlaib wuchs als ältestes von 14 Geschwistern in Detroit auf, wo ihr Vater beim Autohersteller Ford arbeitete. Sie studierte Jura in ihrem Heimatstaat Michigan und wurde 2008 als erste Muslima in das dortige Regionalparlament gewählt, dem sie sechs Jahre lang angehörte.

In dieser Zeit gehörten Hilfen für Arbeiterfamilien und Senioren sowie der Kampf gegen Umweltverschmutzung zu ihren Schwerpunkten. In den vergangenen Jahren arbeitete Tlaib für eine Privatorganisation in Detroit, die sich für die Rechte und bessere Lebensbedingungen der unteren sozialen Schichten einsetzt.

In ihrer künftigen Sonderrolle als Muslima im Kongress in Washington kann Tlaib im Übrigen hoffen, nicht ganz allein zu sein - noch eine weitere muslimische Frau, Ilhan Omar aus dem Bundesstaat Minnesota, bewirbt sich für die Demokraten um einen Sitz im Repräsentantenhaus. Omar, die einst als somalisches Flüchtlingskind ins Land kam, hat gute Siegchancen gegen ihre republikanische Kontrahentin.

Der erste muslimische Mann zog bereits vor zwölf Jahren in den US-Kongress ein. Keith Ellison, der dem Repräsentantenhaus  bis heute angehört, legte damals bei seiner Vereidigung die Hand auf eine englischsprachige Ausgabe des Korans - sie gehörte einst Thomas Jefferson. Auch Tlaib will den Koran aus dem Nachlass des Gründervaters für ihren Eid auf die US-Verfassung verwenden, wie die "New York Times" erfuhr. (AFP)