Protestanten und Muslime wollen gemeinsam Vorurteile bekämpfen - Spitzentreffen in Köln

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Koordinationsrat der Muslime (KRM) wollen gemeinsam gegen Diskriminierungen und Vorurteile gegenüber dem Islam angehen. «Aufgrund von Fernsehbildern von islamistischen Massenaufläufen oder Triumphgesten von Kämpfern des sogenannten 'Islamischen Staates' kann leicht eine Tendenz dazu entstehen, die Religion des Islam mit fundamentalistischen Ideologien gleichzusetzen», mahnte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Samstag nach einem Spitzentreffen von Protestanten und Muslimen in Köln.

Zusammen mit dem Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Burhan Kesici, betonte er die Aufgabe der Religionsgemeinschaften, zur Deeskalation beizutragen. «Wir waren uns einig in der Aufgabe, mit Nachdruck für die Überwindung von Gewalt einzutreten. Die Propagierung von Gewalt im Namen Gottes - so haben wir gemeinsam festgestellt - ist Gotteslästerung», schrieb Bedford-Strohm auf Facebook. Das jährliche Treffen von EKD und KRM sei gerade in einer gesellschaftlich aufgeheizten Situation wichtig. Beide Seiten äußerten sich laut EKD besorgt über die Entwicklung des gesellschaftlichen Klimas. Vorurteile, Ressentiments und sogar üble Beschimpfungen seien dabei, salonfähig zu werden

Die gemeinsame Aufgabe von Muslimen und Christen in Deutschland bestehe darin, den Anfeindungen gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen, seien es Muslime oder Christen, Flüchtlinge oder Einheimische, Deutsche oder Ausländer, Zugewanderte oder Alteingesessene von Anfang an deutlich und entschieden zu widersprechen. Bedford-Strohm sprach sich neben einem verstärkten Kennenlernen der Menschen beider Religionen auch für mehr Informationen über Christentum und Islam aus. «Religion muss stärker auch als Bildungsaufgabe gesehen werden, auch im Hinblick auf Prävention», betonte der bayerische Landesbischof.

Kesici warb für eine Stärkung des christlich-muslimischen Dialogs an der Basis. «Er findet statt, kann aber sicherlich noch deutlich besser werden», betonte er. Während das Miteinander zwischen evangelischen Christen und Muslimen in den Großstädten gut sei, gestalte es sich in ländlichen Regionen schwieriger. «Auch Medienschaffende, Politik und Parteien dürfen hier nicht das Augenmaß verlieren und die Stimmung weiter anheizen», mahnte Kesici. Zugleich betonte er: «Wir fühlen uns dem friedlichen Miteinander in Deutschland gemeinsam verpflichtet.»

Zugleich verpflichteten sich die Gesprächsteilnehmer, selbst der Frage nachzugehen, inwieweit in ihren jeweiligen Kirchen- und Moscheegemeinden Abgrenzung und damit verbundene Abwertung Anderer befördert werde. 2017 soll das jährliche Treffen von Vertretern der EKD und des Koordinationsrates der Muslime anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums in Wittenberg stattfinden. (epd)