Özdemir kritisiert türkische Verbände: „Aggressive Linie“

Grünen-Chef Cem Özdemir hat die Rolle der orientalischen Christen in der Bundesrepublik betont. Sie gehörten «genauso zum Christentum in Deutschland wie die protestantische und katholische Kirche», sagte Özdemir am Mittwochabend in Berlin. Er wünsche sich «ein Deutschland, das stolz ist auf seine religiöse und kulturelle Vielfalt. Das die Schatten der Vergangenheit als Auftrag sieht und nicht als Last.»

Mit der Armenienresolution habe der Bundestag einen großen Schritt in diese Richtung getan. Özdemir äußerte sich im französischen Dom bei einer Gedenkfeier zum Völkermord an den Aramäern.

 Der Grünen-Vorsitzende sagte laut Manuskript weiter, die Forschung zum Schicksal der Aramäer finde «immer noch hauptsächlich an theologischen Fakultäten statt». Mit Blick auf die von der Türkei

heftig kritisierte Armenienresolution kritisierte er das Verhalten türkischer Verbände. Er erwarte von ihnen, dass sie Gewalt nicht stillschweigend billigten. Mehrere Bundestagsabgeordnete mit türkischen Wurzeln haben nach der Abstimmung Morddrohungen erhalten.

 Özdemir wörtlich: «Es erfüllt mich mit Sorge, wenn gerade sehr mitgliederstarke Verbände lieber der aggressiven Linie Ankaras folgen als sich klar hinter demokratisch gewählte Vertreter des Landes zu stellen, in dem sie leben und dessen Staatsbürgerschaft sie in vielen Fällen auch tragen.»

Der türkisch-islamische Dachverband Ditib hatte aus der Türkei stammende Abgeordneten kritisiert, die für die Armenienresolution stimmten. Die Mitglieder des nach eigenen Angaben größten Islamverbands in Deutschland fühlten sich nicht mehr von ihnen vertreten, sagte Zekeriya Altug vom Ditib-Bundesverband. (KNA)