NRW-Grüne: Bei Islamunterricht weiter mit Ditib zusammenarbeiten

Die Grünen in Nordrhein-Westfalen haben sich dafür ausgesprochen, beim islamischen Religionsunterricht an der Zusammenarbeit mit dem türkischen Islamverband Ditib festzuhalten. «Der Sache ist nicht geholfen, wenn wir ausgrenzen statt integrieren», sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Mehrdad Mostofizadeh am Dienstag in Düsseldorf. Das Ende der Zusammenarbeit zwischen dem Land NRW und der Ditib beim «Wegweiser»-Präventionsprojekt in Köln bezeichnete er hingegen als richtig. Auch einer möglichen Anerkennung des Verbands als Religionsgemeinschaft stünden die Grünen skeptisch gegenüber.

Beim islamischen Religionsunterricht sei es aber notwendig, zu differenzieren, betonte Mostofizadeh. Die Ditib stelle in NRW einen von acht Vertretern im Beirat für den Unterricht und habe keinen unmittelbaren Einfluss auf Lehrmaterialien. «Ich warne davor, die Legitimation des islamischen Religionsunterrichts durch unsachliche und inhaltlich falsche Argumente zu beschädigen», sagte er.

Beim islamischen Religionsunterricht für rund 300.000 Schüler muslimischen Glaubens handele es sich «nicht um eine Predigt im Klassenzimmer, sondern die pädagogische Auseinandersetzung mit einer der großen Weltreligionen», erklärte Mostofizadeh nach einer Diskussion der Grünen-Fraktion mit dem Leiter des Essener Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung, Haci-Halil Uslucan.

Uslucan verwies auf Untersuchungen, wonach Inhalte und Durchführung des islamischen Religionsunterrichts eine außerordentlich hohe Akzeptanz unter Schülern, Lehrern und Eltern hätten. Auch die Neugier der Schüler, sich mit anderen Weltreligionen auseinanderzusetzen, sei sehr hoch. «Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass mit dem islamischen Religionsunterricht zentrale religiöse Begrifflichkeiten des Islam auch auf Deutsch kommuniziert werden können», sagte der Leiter des Forschungsinstituts der Universität Duisburg-Essen. «Der islamische Religionsunterricht trägt zur Integration bei.»

Die Ditib ist einer von vier muslimischen Verbänden, die zusammen mit vier Islamexperten den Beirat für den islamischen Religionsunterricht in NRW bilden. Anfang vergangener Woche war bekanntgeworden, dass die Ditib nicht mehr länger Träger des Präventionsprojekts «Wegweiser» gegen islamistischen Extremismus in Köln ist. Hintergrund war eine Kontroverse um einen Comic der türkischen Religionsbehörde Diyanet, mit der die Ditib eng verbunden ist. In dem Comic für Kinder wird der Märtyrertod positiv dargestellt.

Weil sich die Ditib aus Sicht des Innenministeriums nicht ausreichend von der Darstellung distanzierte, beendeten beide Seiten ihre Zusammenarbeit. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) betonte, dass die Entscheidung keine Auswirkungen auf den islamischen Religionsunterricht habe. (epd)

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