Neustart für den staatlichen Dialog mit den Muslimen - Fragen & Antworten zur Deutschen Islam Konferenz

Die Deutsche Islam Konferenz (DIK) ist in ihre vierte Phase getreten, die zugleich ein Neustart sein soll. Zu Beginn des zweitägigen Auftakttreffens hob Innenminister Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch hervor, die Muslime gehörten zu Deutschland. Einige Fakten zu der seit zwölf Jahren bestehenden Einrichtung, die parallel zu den Legislaturperioden tagt.

Welche Ziele hat die Islamkonferenz?

Der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) rief die Islamkonferenz im September 2006 ins Leben, um mit den in Deutschland lebenden Muslimen in einen langfristigen Dialog zu kommen - mit dem Ziel, sie besser zu integrieren. Insgesamt soll der gesellschaftliche Zusammenhalt gefördert werden. Dabei geht es um die Lösung von Alltagsproblemen, aber auch um die Bekämpfung von religiösem Extremismus.

Welche Themen werden diskutiert?

Ein vorherrschendes Thema dürfte die Imamausbildung in Deutschland sein. Bislang gibt es hierzulande fünf Zentren für Islamische Theologie, an denen Lehrer für Schulen und Hochschulen ausgebildet werden. Als problematisch gelten die zahlreichen Imame in den Moscheen der Türkisch-Islamischen Union Ditib, die von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt und bezahlt werden. Innenminister Seehofer will die ausländische Einflussnahme möglichst weit zurückdrängen.

Immer wieder kontrovers diskutiert werden auch die Kopftuchfrage, das Schächten oder die Stellung von Frauen und Mädchen im Islam. Seehofer will ferner den Fokus stärker auf alltagspraktische Fragen wie den Umgang mit Gebetszeiten oder die Mitarbeit in Sportvereinen lenken.

Wer sitzt in der DIK?

In den bisher drei Phasen wurden verschiedene Organisationsformen getestet. Auch die Teilnehmer variierten, vor allem die Repräsentanten der Muslime. Das sogenannte Plenum - bis 2013 das oberste Gremium der Islamkonferenz - war paritätisch mit 15 Vertretern von Bund, Ländern und Kommunen sowie 15 Muslimen besetzt. Unter diesen waren fünf Repräsentanten muslimischer Organisationen und zehn weitere Muslime. Bis 2017 fasste dann ein Lenkungsausschuss als Spitzengremium Beschlüsse.

Teilnehmende Dachverbände und islamische Organisationen sind unter anderem die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), der Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ), die Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF), die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD), der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland (ZMaD). Hinzu kam seit 2009 die Türkische Gemeinde Deutschland (TGD) als säkulare Migrantenorganisation.

Die Mitgliedschaft des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland (IRD) wurde zwischen 2010 und 2014 aufgrund mehrerer Verfahren suspendiert. Betroffen war sein größter Mitgliedsverband, die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG).

Wer ist in der DIK vertreten?

Durch die Verbände sind bei weitem nicht alle der in Deutschland lebenden Muslime repräsentiert. Laut einer Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) lebten Ende 2015 zwischen 4,4 und 4,7 Millionen Muslime hierzulande, die Zahl stieg durch Zuwanderer weiter. Nur etwa ein Viertel gab aber in einer Erhebung 2009 an, sich durch einen der großen Dachverbände vertreten zu fühlen. Weitaus größer ist die Zahl der Moscheebesucher. Kritiker bemängelten in der Vergangenheit auch, dass säkulare Muslime nicht ausreichend repräsentiert würden.

Was ändert sich mit der neuen DIK?

Künftig sollen stärker als bisher Frauen und Männer aus örtlichen, säkularen und verbandsunabhängigen Initiativen, Trägern und Vereinen eingebunden werden. Es wird keine festen Formate mit ständigen Mitgliedschaften mehr geben. Vielmehr versteht sich die Islamkonferenz als Rahmen des Austauschs, für den Gesprächskreise und flexible Formate gebildet werden sollen. Welche Themen diese zunächst bearbeiten sollen, wird in den Wochen nach der Auftaktkonferenz festgelegt. (AFP)