Neues Magazin «Qamar» will Muslimen eine Stimme geben

Berlin/Wien. Ein neues Lifestyle-Magazin für Muslime will in deutscher Sprache einen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten über den Islam leisten. Herausgeber und Chefredakteur der in Wien produzierten Zeitschrift «Qamar» (Arabisch: Mond) ist Muhamed Beganovic. Er sagte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), über den Islam werde meist nach einem Terroranschlag diskutiert. «Dann wird gefragt, ob es etwas mit dem Koran oder dem Kopftuch zu tun hat, und wir müssen darauf reagieren, uns distanzieren.» Er fügte hinzu: «Ja, es gibt solche, ich nenne sie Trottel. Aber das ist nicht die einzige Lebensrealität von muslimischen Menschen, und wir sind auch keine einheitliche religiöse Masse.»



Das Magazin ist im Dezember mit der «Winter 2020»-Ausgabe erstmals erschienen. Diese hat den Titel: «Die Stimmen erheben». Auf dem Titelbild ist mit dunklem Kopftuch und goldenen Creolen die Berliner Studentin Nadia Sade Itani zu sehen, die schon für Nike und Levi's gemodelt hat. Darunter steht: «Es ist höchste Zeit, Musliminnen und Muslimen zuzuhören.» Die Zeitschrift wird von Beganovic selbst sowie mit Fördergeldern der Wirtschaftsagentur Wien finanziert. Sie soll vierteljährlich erscheinen und wird zunächst vor allem über den Online-Shop vertrieben.



Beganovic kam 2004 im Alter von 15 Jahren nach Österreich. Seine Eltern stammen aus Nordmazedonien. «Ich hatte immer den Wunsch, mich selbst als Mitglied der Gesellschaft repräsentiert zu sehen.» Die Idee für die Zeitschrift kam nach einem ernüchternden Bewerbungsgespräch in einer Redaktion vor etwa sechs Jahren. Sein Gesprächspartner habe ihm gesagt, dass er bei Muslimen zu wenig Bildungs- und Integrationspotenzial sehe, «weil Muslime seiner Ansicht nach zu wenig oder gar nicht lesen». Beganovic hat den Job nicht bekommen. «Ich habe mich geärgert, dachte dann aber, er ist nicht der Einzige, der so denkt.» So sei ihm der Gedanke gekommen, eine Zeitschrift herauszubringen, die Menschen darstelle, die gebildet seien und Tolles leisteten.



Die nächste Ausgabe im März soll Themen rund um die Hand behandeln - also auch das Händeschütteln. «Das wird immer so todernst diskutiert», sagte Beganovic. «In Deutschland wurde wegen eines verweigerten Handschlags sogar die Einbürgerung verweigert.» Die Redaktion stelle nun die Frage, ob das überhaupt ein lebensbestimmendes Thema sei. «Ich hatte zumindest in meiner Bubble Schwierigkeiten, jemanden zu finden, der oder die aus religiösen Gründen Frauen oder Männern nicht die Hand reicht.» (epd)