«Neues Leben ins Land hauchen» - Algerien feiert Afrika-Cup-Titel

In mehr als 60 Jahren Afrika-Cup konnte Algerien die begehrte Trophäe bislang nur ein Mal gewinnen. Nun gelingt der zweite Coup. Fans in Nordafrika und Frankreich feiern mit ausgelassenen Straßenpartys. Von Johannes Schmitt-Tegge

Nach fast 30 Jahren Wartezeit hat Algerien beim Afrika-Cup triumphiert und Zehntausende Fans bei Straßenfeiern in Algier und Frankreich in kollektive Jubelstimmung versetzt. «Dieser Sieg wird mit Sicherheit neues Leben ins Land hauchen», sagte Kheireddine Zetchi, der Präsident des algerischen Fußballverbands, nach dem 1:0-Erfolg gegen Senegal beim Endspiel in Kairo.

Auf der Tribüne im Nationalstadion applaudierte Ex-Bayern-Star Franck Ribéry, dessen Frau Wahiba algerische Wurzeln hat. In Algier und anderen Städten des Landes versammelten sich tausende Fans zu spontanen Partys. Sie schwenkten Fahnen und schossen Leuchtraketen ab. In Frankreich wurde die Nacht in Toulouse, Straßburg und Marseille mit Autokorsos, Hupkonzerten, Feuerwerken und vielen Böllern in Weiß und Grün getaucht. Die Beziehungen beider Länder sind wegen der Kolonialgeschichte Algeriens bis heute eng.

Am Samstag bereiteten die algerischen Fans ihrer Mannschaft einen stimmungsvollen Empfang in der algerischen Hauptstadt. Begrüßt wurden Kapitän Riyad Mahrez von Manchester City und seine Teamkollegen auch von Premierminister Noureddine Bedoui. Auf dem Mannschaftsbus markierten zwei Sterne den zweiten Titel bei dem Kontinentalturnier.

Die Algerier traten während des vier Wochen langen Turniers tatsächlich als stärkste und konstanteste Mannschaft auf. Gastgeber Ägypten, das den Afrika-Cup siebenmal gewonnen hatte und erneut als Favorit antrat, war wie Titelverteidiger Kamerun schon im Achtelfinale ausgeschieden. Für die größte Überraschung sorgte die Nationalmannschaft Madagaskars, die es bei ihrer ersten Teilnahme am Afrika-Cup überhaupt bis ins Viertelfinale schaffte.

Für Algerien ist es der zweite Sieg in der mehr als 60 Jahre langen Geschichte des Turniers. Das erste Mal hatten die Algerier 1990 als Gastgeber vor heimischem Publikum mit 1:0 gegen Nigeria gewonnen. Beim diesjährigen Cup hatte die algerische Regierung Berichten zufolge mehr als 5000 Flugtickets bezuschusst, um Fans den vier Stunden langen Flug in die ägyptische Hauptstadt zu ermöglichen.

Im Endspiel gegen den Senegal am Freitag sorgte ein kurioser Glückstreffer von Baghdad Bounedjah von der Strafraumgrenze früh für die Entscheidung (3. Minute). Beim Versuch, dessen Torschuss zu blocken, fälschte Verteidiger Salif Sané vom FC Schalke 04 den Ball unglücklich ab und ließ seinem Torwart Alfred Gomis keine Chance.

Für das Team aus dem Senegal, das die wichtigste Trophäe im afrikanischen Fußball bisher nicht gewann, wurde der Abend zur bitteren Enttäuschung. Die Löwen von Teranga beherrschten zwar die verbleibende Partie, trotz vieler hochkarätiger Chancen blieb ihnen ein Treffer aber verwehrt. Auch der Handelfmeter (60.), den Schiedsrichter Alioum Alioum aus Kamerun erst gab, wurde nach Intervention des Video-Assistenten wieder zurückgenommen. (dpa)