Nahezu 1000 Khan-Anhänger in Pakistan nach dessen Festnahme in Gewahrsam

Lahore. Bei massiven Protesten wegen der Festnahme von Pakistans Ex-Premierminister Imran Khan in der Provinz Punjab sind nahezu 1000 seiner Anhänger festgenommen worden. Polizeieinheiten hätten "945 Gesetzesbrecher und Unruhestifter" in der bevölkerungsreichsten Provinz des Landes in Gewahrsam genommen, teilten die Beamten am Mittwoch mit. Khan wurde am Mittwoch für acht Tage in Untersuchungshaft genommen, wie sein Anwalt Ali Bukhari nach der nichtöffentlichen Anhörung der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.



Ein weiterer Anwalt Khans sagte, dieser sei "guter Dinge", habe aber darüber geklagt, bei seiner Festnahme durch paramilitärische Kräfte auf den Hinterkopf geschlagen worden zu sein.



Medienberichten zufolge musste Khan sich am Mittwoch vor einem Sondergericht im Polizeipräsidium der Hauptstadt Islamabad wegen Bestechung verantworten. Laut dem Sender Geo TV durfte sich der Ex-Premier während der Anhörung mit seinen Anwälten beraten. Khan war am Dienstag in Islamabad festgenommen worden.



Nach Polizeiangaben wurden bei den gewaltsamen Ausschreitungen seit Khans Festnahme etwa 130 Polizisten und andere Beamte verletzt. Örtlichen Medienberichten zufolge lieferten sich die Polizei und tausende Khan-Anhänger in der Nacht stundenlange Auseinandersetzungen in verschiedenen Städten des Landes. Die Polizei setzte dabei Tränengas ein.



Nach Angaben von Krankenhäusern und Polizei kamen mindestens sechs Menschen ums Leben. Eines der Opfer starb durch eine Rauchvergiftung, nachdem ein Gebäude in Lahore in Brand gesetzt worden war.



In der gesamten Hauptstadt herrschte am Mittwoch ein großes Sicherheitsaufgebot. Einige Demonstranten griffen militärische Einrichtungen an. Das Militär kündigte daraufhin eine "scharfe Reaktion" an. Das Innenministerium ordnete an, den Zugang zu den Onlinediensten Twitter, Facebook und Youtube einzuschränken, wie die Kommunikationsbehörde des Landes mitteilte.



Die Regierung gab indessen grünes Licht für den Einsatz von Soldaten gegen Demonstranten in der Provinz Punjab. Laut Innenministerium müssen der Zeitpunkt und die Dauer der Entsendung noch festgelegt werden, ebenso die Anzahl der Soldaten. Die Provinzregierung in Punjab hatte die Entsendung beantragt.



Khans Festnahme ereignete sich kurz nachdem das Militär Khan gewarnt hatte, keine "unbegründeten Anschuldigungen" gegen die Armee zu erheben. Der Ex-Regierungschef hatte am Wochenende erneut einen hochrangigen Offizier des Geheimdienstes beschuldigt, an einem Attentat auf ihn im vergangenen Jahr beteiligt gewesen zu sein.



Gegen den früheren Premierminister laufen mehrere Verfahren wegen Korruptionsvorwürfen. Die pakistanische Wahlkommission wirft ihm vor, Staatsgeschenke aus seiner Zeit als Regierungschef für sich behalten zu haben. Khan bezeichnet die Strafverfolgung als politisch motiviert, bei seinen öffentlichen Auftritten kommt es regelmäßig zu Auseinandersetzungen zwischen seinen Anhängern, politischen Gegnern und Sicherheitskräften.



Khan war 2018 in Pakistan mit dem Versprechen an die Macht gelangt, Korruption und Vetternwirtschaft zu bekämpfen. In seiner Regierungszeit verschlechterte sich seine Beziehung zum mächtigen Militär, das seinen Aufstieg zur Macht gestützt hatte, jedoch zunehmend. Vor knapp einem Jahr wurde er durch ein Misstrauensvotum in der Nationalversammlung gestürzt. Der konservative Politiker Shehbaz Sharif wurde zu seinem Nachfolger gewählt. (AFP)