Nach dem Massaker von Suweida: Syrische Drusen zwischen den Fronten

Fast 250 Menschen wurden vergangene Woche in Suweida im Süden Syriens bei Anschlägen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet - ein Großteil von ihnen Drusen. Noch immer sind dutzende Frauen und Kinder der religiösen Minderheit, die in der Provinz beheimatet ist, in der Gewalt der Extremistengruppe.

Für die Drusen, die in dem Konflikt in Syrien zumeist um eine Position der Neutralität bemüht sind, waren es die tödlichste Angriffe seit Beginn des Bürgerkriegs 2011.

Die monotheistische Religion der Drusen entstand im 11. Jahrhundert als Abspaltung vom schiitischen Islam. Sie enthält auch mystische Elemente wie den Glauben an Reinkarnation oder Seelenwanderung nach dem Tod. Die Lehren der Drusen werden geheim gehalten und ein Übertritt Außenstehender zum drusischen Glauben ist nicht möglich. Unter Muslimen ist umstritten, ob die Drusen als Anhänger des Islam zu betrachten sind.

Die Mehrheit der Anhänger dieser Geheimreligion lebt in Dörfern auf dem Land und in den Bergen Syriens, des Libanons und Israels. Mit 700.000 stellten sie vor dem Krieg in Syrien rund drei Prozent der Gesamtbevölkerung, wobei die meisten in der Provinz Suweida lebten sowie im Nordwesten und rund um die Hauptstadt Damaskus. Etwa 200.000 finden sich im Libanon und 130.000 in Israel, davon 18.000 auf den besetzten Golan-Höhen.

Der Krieg in Syrien hat die Gemeinde gespalten. Einer der ersten Soldaten, die wegen der blutigen Repression der Proteste gegen Machthaber Baschar al-Assad desertierten, war der drusische Offizier Chaldun Seineddin, der später bei Kämpfen mit den Truppen Assads getötet wurde. Andere Drusen unterstützten dagegen den Präsidenten, der auch von Minderheiten wie Christen und Alawiten als Beschützer betrachtet wurde.

Die meisten Drusen waren jedoch bemüht, sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Insbesondere der Geistliche und Milizführer Scheich Wahid al-Balus, der 2015 bei einem Anschlag in Suweida getötet wurde, drang darauf, dass drusische Wehrpflichtige nur zur Verteidigung ihrer Heimatregion eingesetzt würden. Die Regierung sah auch davon ab, Drusen überhaupt zum Wehrdienst einzuziehen, wenn sie in ihren eigenen Milizen kämpften.

Seit 2012 waren Drusen in Suweida, Idlib und Damaskus immer wieder blutigen Anschlägen der Dschihadisten ausgesetzt, die sie als "Ungläubige" betrachten.

Als die Drusen 2015 im Süden Syriens von der IS-Miliz und dem syrischen Al-Kaida-Ableger bedrängt wurden, sorgte dies auch unter den israelischen Glaubensbrüdern für Unruhe. Dort hält die arabischsprachige Minderheit traditionell zum israelischen Staat, doch gab es Unmut darüber, dass die israelische Regierung den Drusen nicht zu Hilfe kam. (AFP)